Mit der geplanten Menschenkette in etwa 40 Kilometern Entfernung vom KKW-Grohnde soll ein möglicher Katastrophenbereich sichtbar gemacht und gemeinsam für die Stilllegung aller Atomanlagen demonstriert werden. Gleichzeitig wollen die Aktivisten auch an die Opfer der großen Reaktorkatastrophen von Windscale (1957), Harrisburg (1979), Tschernobyl (1986) und eben auch Fukushima (2011) erinnern.
Mit den Aktionen am neunten März will die „Montagsinitiative” auch zudem darauf hinweisen, dass die Frage der Endlagerung von Atommüll sowie die Gewährleistung der Sicherheit von Bürgerinnen und Bürgern im Falle eines Atom-Gaus in der Region um das Atomkraftwerk Grohnde genauso unsicher und schlecht geregelt sei wie in Fukushima.
Die Katastrophenschutzpläne unterschieden zwischen „Zentralzone” (null bis zwei Kilometer um das AKW), „Mittelzone” (zwei bis zehn Kilometer), „Außenzone” (zehn bis 25 Kilometer) und „Fernzone” (25 bis 100 Kilometer). Konkrete, jedoch völlig unausgegorene „Sonderkatastrophenschutzpläne” gebe es lediglich in den Kommunen und Landkreisen der Zentral-, Mittel- und Außenzone, also bis etwa 25 Kilometer um das AKW. Für die Einwohner Rintelns und Umgebung würde das bedeuten, dass alle sofort ihr Haus verlassen und in weniger verstrahlte Gebiete fliehen müssten. Mitnehmen dürften sie nur das, was sie am Leibe trügen und was im Handumdrehen in einen Koffer gepackt werden könne.
Mit dieser Formulierung machten Mitglieder der „Montagsinitiative” deutlich, welche Auswirkungen ein „GAU” im benachbarten Atomkraftwerk mit sich bringen würde. Da beruhige es wenig, dass die Behörden für einen Teil der Bevölkerung schlecht zugängliche Jod-Tabletten bereit hielten. Bei einem Atomunfall würden unter anderem große Mengen radioaktiven Jods frei. Das hoch dosierte nicht-radioaktive Jod aus den Tabletten solle die Schilddrüse so mit Jod sättigen („Jodblockade”), dass die kein radioaktives Jod mehr einlagere. Das funktioniere allerdings nur dann, wenn die Tabletten punktgenau wenige Stunden vor dem Durchzug der radioaktiven Jod-Wolke eingenommen würden. „Natürlich wissen alle, dass es einen ausreichend wirksamen Katastrophenschutz für den Fall eines großen kerntechnischen Unfalls nicht geben kann - aber es muss alles getan werden, um die zu erwartenden Strahlenschäden wenigstens zu verringern,” so ein Mitglied der Rintelner „Montagsinitiative”. Für die Bevölkerung bedeutsam seien vor allem die mit Verzögerung auftretenden Strahlenspätschäden wie Schilddrüsenerkrankungen, Krebs, Leukämie sowie die Schädigung des Erbgutes. Die Tschernobyl-Katastrophe habe gezeigt, dass bis zu mehr als 400 Kilometern Entfernung vom Unfallreaktor noch sehr hohe Radiojodbelastungen der Schilddrüse auftraten, mit der Folge großer Zahlen von Schilddrüsenerkrankungen. -
Auf der Internetseite „www.grohnde-kampagne.de” können Interessierte nachlesen, an welchen Stellen im Landkreis bereits Aktionen geplant sind, so zum Beispiel in Bückeburg, Obernkirchen, Stadthagen bis hin nach Bad Nenndorf, entlang der B65. Die Rintelner Aktiven haben angekündigt, sich am neunten März in Vehlen an der B 65 sowie mit einer Trommelgruppe unterhalb der Brücke an der Körsestraße mit Aktionen an den Protesten zu beteiligen. Weitere Mitstreiter sind überall willkommen.