Zu ihrer ursprünglichen Herkunft gebe es allerdings keine Informationen die weiter als 50 Jahre zurückreichen, musste Museumsleiter Dr. Stefan Meyer feststellen. Nur so viel scheint sicher: Sie wurde ohne Hinzufügung von Steinmetzzeichen offenbar in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts angefertigt.
Es handele sich um den Typus eines sogenannten „Vielflächners”, so Meyer, an dessen Seiten insgesamt 18 vollständige Zeitskalen zu finden sind. Der Schattenwurf erfolgt nicht über einen Stab, sondern über die Kanten der verschiedenen geometrischen Formen. Auf der Nordfläche findet man einen siebenstrahligen Stern. Darauf sei „ungelenk und offenbar nachträglich” ein Wappenschild mit den Initialbuchstaben C. L. S. aufgebracht. Nach Ansicht Meyers handelt es sich um eine „Äquinoktial-Uhr”, das heißt, die Senkrechte des Hauptzifferblattes entspricht der Stellung der Erdachse. An den sogenannten Äquinoktien, also am 21. März und am 21. September (Tage der Tag- und Nachtgleiche an denen die Sonne genau senkrecht zum Äquator steht) beschreibe die Fläche des Zifferblattes exakt den Winkel des höchsten Sonnenstandes am Mittag.
Dieser Winkel zur Senkrechten beträgt an der Uhr etwas mehr als 52 Grad und entspricht damit genau dem heimischen Breitengrad. „Weiter nördlich oder südlich,” so Meyer, „wäre die Uhr ungenau, so dass man mit einiger Sicherheit annehmen kann, dass sie für einen Standort in unserer Gegend angefertigt wurde.”
Der Typus der Sonnenuhr ist in Deutschland eher selten, im Schaumburger Land aber gleich mehrfach anzutreffen. Zwei vergleichbare, wenn auch etwas einfacher angelegte Vielflächner aus derselben Zeit finden sich in den Parks in Bückeburg und vor dem Rintelner Prinzenhof, im Garten des Parkhofes und auf dem Gelände des Münchhausenhofes in Apelern. Es liegt nahe, dass alle fünf Uhren aus derselben Werkstatt stammen, möglicherweise aus der Werkstatt der Obernkirchener Steinhauerfamilie Stelling, die nachweislich die Uhr in Apelern fertigte.
Trotz ihrer sorgfältigen Ausgestaltung in Sandstein dienten die Vielflächner nach Ansicht Meyers wohl weniger als Zeitmesser, sondern vielmehr als Garten-zier. Als Dekorationsgegenstand von allen Seiten gleichermaßen schmuckvoll gearbeitet, stellten sie einen wichtigen optischen Bezugspunkt in einem Gartens dar.
Meyer: „In ihrer verspielten, geometrischen Ausgestaltung spiegelt sie zugleich etwas von der Wissenschaftsbegeisterung des Zeitalters der Aufklärung wider.” Die Funktion als verbindlicher Zeitmesser habe die Sonnenuhr freilich schon vor langer Zeit verloren: „Als am ersten April 1893 für das Deutsche Reich die Mitteleuropäische Zeit (MEZ) verbindlich wurde, bedeutete das für unsere Zeitzone die Orientierung auf den 15. Längengrad östlich von Greenwich als Bezugsmeridian.” Nur entlang dieses Meridians, der Deutschland heute nur noch bei Görlitz berühre, stehe die Sonne um zwolf Uhr Mitteleuropäischer Zeit im Zenit. „Rinteln liegt dagegen sechs Längengrade, also 24 Minuten weiter westlich,” rechnete Dr. Stefan Meyer vor, „so dass bei uns die Sonne erst um 12.24 Uhr im Zenit steht. Die Sommerzeit verschiebt dies noch einmal um eine ganze Stunde auf 13.24 Uhr.”
Weil die Sonnenuhr in alter Weise nach Rintelner Ortszeit gestellt sei, also nach dem hiesigen Sonnenstand, müsse man im Winter 24 Minuten und im Sommer eine Stunde und 24 Minuten zum Ablesestand hinzuzählen, um die aktuell gültige Uhrzeit zu erhalten. Dennoch seien immer geringere Abweichungen möglich. Die elliptische Kreisbahn der Erde um die Sonne bringe im Jahresverlauf Differenzen von bis zu 15 Minuten mit sich. Foto: km