„Es geht nicht nur um Unterbringung, es geht auch um Integration”, betonte der Sozialdezernent des Landkreises Klaus Heimann im Pressegespräch. Einen wichtigen Beitrag zur Eingliederung werde die Flüchtlingssozialarbeit leisten, erklärte er. „Auf die Erfahrungen der AWO in der Flüchtlingsarbeit wollen wir nicht verzichten”, so Heimann. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) widmet sich der Flüchtlingssozialarbeit im Auftrag des Landkreises.
Gemeinsam mit Sozialamtsleiter Heinz Kraschewski und dessen Stellvertreter Klaus Böhm schilderte Heimann, dass die Zahl der Flüchtlinge im Landkreis merklich steige. Mit der zunehmenden Zahl der Asylantragsteller in Deutschland insgesamt werden nach festgelegtem Schlüssel auch Schaumburg mehr Flüchtlinge zugewiesen. Rund 200 bis 260 Menschen muss der Landkreis bis zum Sommer 2014 aufnehmen, gegenwärtig leben hier rund 600 Flüchtlinge.
Dazu sei die Tendenz steigend, so Heimann. Unter diesen Umständen sei das im Landkreis bisher praktizierte sogenannte „Leverkusener Modell” nicht mehr ohne Anpassung fortführbar. Nach diesem Modell habe der Landkreis Flüchtlinge dezentral als Mieter in Privatwohnungen untergebracht. Eingebunden in die Nachbarschaft biete dies günstige Möglichkeiten zur Integration.
Mit dem nun beschleunigten Zuzug von Flüchtlingen sei es jedoch nicht mehr möglich, rasch genug in privaten Wohnraum zu vermitteln. So werde der Landkreis das Modell zwar beibehalten, mit zentralen Wohneinheiten jedoch eine Phase vorschalten. Diese sollen eine überschaubare Größe von maximal 40 Plätzen haben. Neben der angemessenen Unterbringung sollen Kriterien wie eine zentrale Lage erfüllt werden.
Passende Immobilien seien nicht einfach zu finden, erläuterte Heimann. Für ein leerstehendes Alten-Pflegeheim in der Kramerstraße in Bad Nenndorf bestünden gute Aussichten, die erste derartige Wohneinheit einzurichten. Die Nachbarn wurden jetzt in einem Gespräch über das Projekt informiert. Der Landkreis strebe darüber hinaus zwei bis drei weitere zentrale Wohneinheiten in anderen Teilen des Landkreises an, zusätzlich zur bestehenden Einrichtung in Rinteln.
Dies bedeute keine grundsätzliche Abkehr vom „Leverkusener Modell”. Die Flüchtlinge werden nach ihrer Ankunft für eine Übergangsphase in den Gemeinschaftsunterkünften aufgenommen werden. Von dort werden sie weiter in Privat-Wohnungen vermittelt. Heidemarie Hanauske, Geschäftsführerin der AWO, erläuterte, dass eine solche Phase des Ankommens für die Integration kein Nachteil sein müsse.
Hier solle Gelegenheit für eine gewisse Eingewöhnung und Orientierung gegeben werden, bevor die Flüchtlinge dann nach etwa drei bis sechs Monaten in privat-vermietete Wohnungen umziehen. Nach den Belastungen der Flucht könnten sie sich hier in eine gewisse Normalität eingewöhnen. Die Ankömmlinge können erste Deutschkenntnisse erwerben.
Häufigste Herkunftsländer 2013 waren die Russische Föderation, Syrien und Serbien. Begleitet werden die Flüchtlinge von den Sozialarbeiterinnen Susanne Schulz und Natia Lang. Hanauske und Klaus Heimann betonten, dass die dezentrale Unterbringung einen höheren Aufwand erfordere, für das Zusammenleben und die Integration in die Gesellschaft jedoch große Vorteile biete.
Die vorübergehende Unterbringung im Flüchtlingswohnheim unterscheide sich deutlich von der in den 90er Jahren, so Hanauske. Damals blieben die Antragssteller bis zum Abschluss ihres Asylverfahrens oft über sehr lange Zeiträume in der Einrichtung. Heimann erklärte, Ziel der Kreisverwaltung sei es, bei der Einrichtung weiterer zentraler Wohnheime wie in Bad Nenndorf die Nachbarschaft frühzeitig in Kenntnis zu setzen sowie Vereine und Verbände vor Ort einzubinden.
Durch umfassende Informationen soll auf eventuelle Ängste und Unsicherheiten frühzeitig eingegangen werden. Der AWO-Vorsitzende Heinz-Gerhard Schöttelndreier unterstrich die Notwendigkeit zur Aufklärung. Ziel sei es, die Flüchtlinge in der Mitte der Gesellschaft aufzunehmen.Foto: bb