Dieser beige Brocken liegt anmutig auf der Ecke des Hackschnitzelbeets, um das die Autofahrer rollen, wenn sie aus dem Weg hinter der Kur-Apotheke rechts auf die Kurhausstraße Richtung Landgrafentherme abbiegen. Aber wehe, die Dunkelheit bricht ein. Dann wachsen dem starren Klotz Beinchen und er sucht sich rund einen Meter weiter weg vom Rand, mitten in dem Beet, ein neues lauschiges Plätzchen. Damit die Anlieger, im wahrsten Sinne des Wortes, besser die Kurve bekommen. „Um den Stein nicht zu touchieren, bin ich gezwungen, einen weiten Bogen zu fahren, dann verschätzt man sich und landet plötzlich auf der Gegenfahrbahn der Kurhausstraße”, entrüstet sich einer der Anwohner über die Ausgangssituation des Steins. Doppeltes Pech, wenn just in dem Moment ein anderer Wagen die Kurhausstraße hochfährt und vor einem steht. Kühler an Kühler. Andere wiederum sähen den Stein aufgrund seiner „Tarnfarbe” gar nicht richtig, erzählt der Mann. Eine Autofahrerin habe sich so die Beifahrerseite „aufgerissen”. Für die genervten Anwohner ein Grund mehr, die Heinzelmännchen mit Sackkarre, Schaufel und Spaten zu bestellen. Und so kullert der Stein im Schutz der Dunkelheit weiter ins Beet. Ein paar Tage später aber stemmen Bauamtsmitarbeiter den Stein wieder an seine ursprüngliche Position zurück. Aber wehe, es wird Nacht. Dann beginnt das Spiel von vorne. Seit Monaten.
„Allen Leuten, die ihre Autos in den Garagen und unter den Carports an dem Weg stehen haben und hier lang müssen, ist der Stein ein Dorn im Auge”, regt sich der Anlieger auf. Der Stein beschwöre brenzlige Situationen herauf. Das Bauamt sagt dazu: „Der Stein soll, wenn er denn an der richtigen Stelle belassen wird, verhindern helfen, dass die Verkehrseinrichtungen der Kurhausstraße immer wieder verkehrswidrig überfahren werden.” Das Beet als Verkehrseinrichtung sei eine „Fehlkonstruktion”, argumentiert der betroffene Bürger. „Das hätte bepflastert werden müssen.” Insgesamt sei es eine Ausfahrt, bei der der „Ausfahrtwinkel nicht stimmt”, die „völlig falsch” gestaltet worden sei. Im Namen aller Anlieger appelliert er an die Einsichtigkeit des Bauamtes, den einen Meter noch zu beplatten, um die Ausfahrt günstiger zu gestalten. Denn wer nach oben abbiegt Richtung Kurhaus, hat keine Probleme. „Das ist top gemacht, großzügig wie ein Highway”, lobt der Anwohner spitzzüngig. Der Kommentar des Bauamtes: „Ein Poller wäre sicherlich sachdienlicher aber nicht schöner. Für talentfreie Autofahrer ist das eine möglicherweise so schlecht wie das andere.”
Übrigens hat der beige Findling noch einen kleinen grauen Bruder, der bis vor Kurzem neben ihm hauste. Diesem machte der ganze Trubel aber offenbar richtig Beine. Er wechselte die Seiten und beäugt nun das Spiel aus sicherer Entfernung, aus dem Beet linksseitig der Ausfahrt vor den Kolonaden.
Der empörte Anwohner ist überzeugt: Diese Geschichte sei nicht nur eine „Witznummer”, sondern bühnenreif. Lassen wir uns also überraschen, ob und wie jemand den „Stein des Anstoßes” als Posse inszeniert. Bis dahin wird der beige Brocken weiterhin beweisen, dass Unverständnis und Ärger kleine Berge versetzen können. Foto: jl