Mehr als ein Dutzend Wortbeiträge brachte die Einwohnerfragestunde gleich zu Beginn hervor – nachdem Silke Wiegmann (Wählergemeinschaft) mit ihrem Vorstoß, die Tagesordnungspunkte abzusetzen, gescheitert war. Ihr fehlten die sach- und rechtlichen Hintergrundinformationen, um ein Votum abzugeben. Zahlreiche Altenhäger im Unterdorf wären betroffen von dem Vorhaben, zehn bis zwölf Häuser auf dem Hang im Ortskern entstehen zu lassen. Angekreidet wurde dem Rat, dass es statt einer Bürgerbeteiligung im Vorfeld nur Gespräche hinter verschlossenen Türen gegeben habe. Da sei es lediglich um Verhandlungsaufnahmen mit dem verkaufswilligen Eigentümer gegangen, erklärte Bürgermeister Frank Witte (SPD) und betonte: „Unterschrieben ist noch nichts.” Udo Meyer, Sprecher der Wählergemeinschaft, gab zu bedenken, dass dörfliche Entwicklung oftmals nur über Neubaugebiete möglich sei. Kritik am formalen Vorgehen wies Arno Fatzler, stellvertretender Baufachbereichsleiter, zurück. Die Wohnbaulandfläche in dem besagten Areal liege unter 10.000 Quadratmetern, weswegen ein beschleunigtes Verfahren rechtens sei. Zu emotionalen Plädoyers führte die Sorge vor finanzieller Belastung der Anlieger, die an den Erschließungskosten für eine neu zu schaffende Zuwegung beteiligt würden. Eine Mittsiebzigerin sprach von 100.000 Euro allein für sie und ihren Mann. „Das ist unbezahlbar, wir stünden unverschuldet vor dem finanziellen Ruin”, sagte sie und appellierte an das Gewissen der Ratsmitglieder. Das sei „in allerhöchstem Maße unanständig”, meinte ein Bürger, Thomas Ritter sprach gar von einem „Skandal”. Andere werteten das Vorgehen als „dünnes Sozialverhalten” seitens der Politik. Aussagen, die den Rat offenbar umdenken ließen. „Wir sind für eine offene Ausweisung von Baugebieten”, fasste Meyer die Meinung seiner Fraktion zusammen. Eine „kalte Enteignung” aber könne nicht die Lösung sein: „Wir wollen keinen zu etwas zwingen, was wir selbst auch nicht wollen.” Zudem wurden Sorgen vor dem Verlust der dörflichen Kultur sowie Schäden durch Regenwasser und Schwerlastverkehr laut. Auf Empörung stieß auch die Begründung, innerörtlich sei keine Nachverdichtung möglich, weil Eigentümer nicht verkaufen wollten: Zwei Bauplatzbesitzer meinten, sie wären nie gefragt worden. Im Gegensatz zur Bevölkerung, die konkrete Analysen forderte, stellte die Gemeinde den Bedarf an Grundstücken nicht in Frage. Als Verwaltungschef Georg Hudalla dann noch einen geschätzten Quadratmeterpreis von 95 Euro in den Raum warf, brach Gelächter aus. Die Sache rechne sich nicht, vor allem nicht für junge Familien, rief ein aufgebrachter Bürger. Mittendrin machte dann Kathrin Volk dem Rat ein ungewöhnliches Angebot. In einem Wahlpflichtkurs will die Professorin an der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur mit ihren Studenten Grundlagen des urbanen Bauens für Altenhagen II erarbeiten –”um einen Diskussionsbeitrag zu liefern und Impulse zu setzen”. Am Ende lenkte der Rat ein. „Über das Angebot kann man nicht hinweggehen”, resümierte Friedrich-Wilhelm Reinecke (SPD) und beantragte den Beschluss zu vertagen. Dem folgte der Rat einmütig. Bis Februar sollen die Ergebnisse vorliegen, danach kommt das Thema erneut auf den Tisch. Wiegmann regte zudem an, einen Preis für die Studierenden auszuloben. Foto: jl