Von der Halle befürchten sie Verschattung, Sichtverschlechterung und Sinken des Verkehrswerts ihrer Grundstücke, außerdem Betriebslärm, Staub, Maschinengeräusch und sogar Gefahr durch gelagerte Chemikalien. Der Bauausschuss traf sich deshalb mit verkürzter Ladefrist zu einem Ortstermin auf dem Hof Brüggenwirth und anschließend zur Sitzung im Gemeindehaus. Fast alle Ratsmitglieder waren anwesend; den Standpunkt der Anlieger verfocht in erster Linie Wilfried Bade.
Auch Brüggenwirth ist Ratsherr. Begleitet von seinem Architekten erläuterte er die Gründe für den Antrag. Er betreibe Landwirtschaft mit Schwerpunkt Obstbau müsse wegen höherer Kundenzahl den Hofladen verlegen und benötige dadurch mehr Platz. Die Zufahrt sei ohnehin schon zu eng. Er hatte bereits im Frühjahr eine Bau-Voranfrage eingereicht. Damals nahm die Samtgemeinde dieses Gebiet aus ihren Planungen heraus, „wegen Beeinträchtigungen durch Lärm und Staub” - was die Anlieger jetzt zu der empörten Frage veranlasst, ob es bei ihnen denn anders sei. Die Einlagerung von giftigen Stoffen verneinte der Landwirt, eine geräuschvolle Kühlanlage sei nicht vorgesehen, den Einsatz von Maschinen konnte der Architekt Stefan Busse nicht ausschließen, hatte allerdings die Zufahrt so geändert, dass sie nicht längs der Halle, sondern hindurch erfolgt. Die Anlieger berichteten aber bereits jetzt von Betriebslärm ab 5 Uhr früh.
Der Ausschussvorsitzende Rudolf Früke lotete Alternativen aus, etwa einen entfernteren Standort. Ratsherr Werner Bövers schlug vor, die Halle zu drehen. Aber Karl-Walter Brüggenwirth blieb bei einem harten Nein. Er befürchtete sonst Mehrkosten im sechsstelligen Bereich. Bürgermeister Otto Lattwesen: „Die Sache hat sich so entwickelt, dass nur noch persönliche Gespräche helfen, die Gemeinde kann nichts tun.”
In der anschließenden Sitzung begründete er das noch einmal. Es habe keinerlei Formfehler gegeben, die Gemeinde habe nur korrekt beantwortet, wozu sie Stellung nehmen darf. Für alles Weitere sei der Landkreis zuständig, auch für die Einschaltung der Anlieger, wenn deren Interessen berührt werden. Es bestehe auch kein Zweifel, dass es für landwirtschaftliche Zwecke ein privilegiertes Bauen gibt (Thema Landschaftsschutzgebiet). Schon vorher hatte sich der Ausschussvorsitzende dagegen verwahrt, dass dem Bürgermeister harte persönliche Vorwürfe gemacht wurden.
Lattwesen berichtete von einem ergebnislosen Gespräch mit dem Bauwilligen, sah aber noch Diskussionsmöglichkeiten, wenn ihm Ratsmitglieder die drohende Gefahr einer schweren Störung der Dorfgemeinschaft vor Augen führen würden. Wilfried Bade, als Zuhörer anwesend, verschärfte nochmals seine Argumente. Der Frust der Anlieger war erheblich. „Ich habe erst im März gekauft,” sagte Stefan Meyer, „ich hätte es bei heutigem Wissen nicht getan.” Wolfgang Lehrke stellte fest, baurechtlich könne die Gemeinde nicht tätig werden; sie unter Druck zu setzen bringe nichts. Auch Martin Meier, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft, mochte nicht Prellbock sein. „Neutral bleiben,” riet er, worauf der Bürgermeister meinte: „Es bleibt uns nur eine moralische Unterstützung der Anlieger.” Bärbel Koch forderte: wieder alle an einen Tisch! Schließlich kam der Ausschuss überein, dass der Bürgermeister - neben dem nochmaligen Versuch eines gütlichen Gesprächs mit dem Landwirt - ein formloses Schreiben an den Landkreis richten soll, in dem er die gewichtigen Argumente im Hinblick auf die Erhaltung des dörflichen Friedens zusammenfasst. „Ich sehe noch Spielraum für Gespräche”, sagte Wolfgang Lehrke gegen Ende, und Wilfried Bade erläuterte, dass die Anlieger nicht gegen die Halle seien, sondern gegen deren Nähe, dass also Änderungspläne helfen könnten. Die Frist beim Kreis läuft aber am 23. September ab. Foto: wm