Die Verlagerung der Arbeitsplätze von der Produktion in die Zentrale hinterlasse Spuren, gab Bittner einen kurzen Überblick über die aktuelle Situation bei Faurecia, Standort Stadthagen. 53 Mitarbeiter müssten aus der Produktion entlassen werden. Das seien zwar „lange nicht so viele” wie angenommen, aber „53 zu viel”. Ein Beispiel aus dem Werk in Leipzig zeige die Problematik der Leiharbeit auf: 148 Arbeitnehmer zu 199 Arbeitnehmer mit unbefristeten Arbeitsvertrag arbeiteten dort auf „Pump”. Im Thema Mindestlohn müsse die Politik hart bleiben und dürfe nicht einknicken, fordert Bittner.
Dem stimmte Jüttner uneingeschränkt zu: „Eine Sauerei” seien die „Hungerlöhne die zum Himmel schreien”. Arbeit müsse sich lohnen. Die Zahl der „Aufstocker” nehme zu - jährlich veranschlage der Staat für sie 1,5 Milliarden Euro: „Diejenigen die richtig gut verdienen, bezahlen Vollerwerbstätige, die einen Hungerlohn bekommen”. Die Kampagne der SPD für Mindestlöhne laute daher „Sozial ist was Arbeit schafft - von dem man leben kann”. Gesetzliche Mindestlöhne ohne die Tarif-Autonomie zu zerstören müssten das Ziel sein.
Gegen die ursprüngliche Einführung der Leiharbeit als Gestaltungsmittel für einen flexiblen Arbeitsmarkt in Produktionsspitzen sei nichts einzuwenden. Jedoch seien Einschränkungen gegen das „Massenphänomen” notwendig: Zeitliche Befristung und gleiche Löhne seien im „sogenannten” Arbeitnehmerüberlassungsgesetz regelbar, erklärte Jüttner. „Das Portemonnaie der Eltern entscheidet” über die Bildungschancen der jungen Menschen, äußert Jüttner deutlich. Für Chancengleichheit müssten unter anderem Studiengebühren und Tagesgebühren für Kindertagesstätten abgeschafft werden, ausreichend Ganztagsschulen und Ausbildungsplätze vorhanden sein. Einig waren sich letztendlich Alle, dass Bildung Jedem, unabhängig seiner sozialen Herkunft, ermöglicht werden muss. Foto: mr