Jede der neun Meditationen wurde von Richters Vater mit einem Bibelvers eingeleitet. Ein Doppel-Gemälde von Britta Eisen füllte den Chorraum der Martini-Kirche. Wenige klare Farben wie rot und gelb standen schwarzen Elementen gegenüber. Nach einem einleitenden Vorwort durch Oberprediger Klaus Pönnighaus ließen sich die rund 120 Zuhörer mitnehmen in die Welt der Orgelmusik. Olivier Messiaen gehört zu den bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Der Franzose komponierte die neun Meditationen 1935. Die Figuren der Weihnachtsgeschichte bilden die Inhalte der kurzen Orgelstücke. Auch theologische Kernaussagen des christlichen Glaubens hat sich Messiaen zum Thema gemacht.
Für ungeübte Ohren war das gut einstündige Konzert eine kleine Herausforderung, hatte die Musik Messiaens offensichtlich wenig mit bekannten Orgelstücken gemein. Doch mit genauem Hinhören und Dank der abgedruckten Kommentare öffnete sich eine musikalische Tür. Viele Zuhörer hatten bereits die Einführungsveranstaltungen in der Woche zuvor besucht. Christian Richter und Oberprediger Klaus Pönnighaus informierten an drei Abenden über Leben, Werk und theologisches Denken Messiaens. Sie konnten sich den neun Meditationen auf einer ganz anderen Ebene nähern. Christian Richter spielte sicher und selbstbewusst. Er ließ beispielsweise in der sechsten Meditation die Engel Messiaens erklingen. Keine barocken Putten sondern körperlose Wesen waren es, die der Komponist in seinem modernen Werk angelegt hatte. Dem Jubel der Engel stellte Messiaen aber direkt im Anschluss die Bitterkeit des Leiderns gegenüber. Hinter der Krippe wird bereits das Kreuz sichtbar. Dieses Bild machte Richter hören. Britta Eisen hatte sich durch die das Orgelwerk inspirieren lassen. Auch in ihrem Gemälde fand sich das Kreuz wieder. Es stellte inmitten von rot und gelb das beherrschende Moment dar. So war ein Zugang zum Weihnachtsfest möglich, den Erwachsene wahrnehmen konnten, ab von kindlicher Freude und verkitschtem Weihnachtsgetümmel.
Musik und Malerei ergänzten sich somit in der Martini-Kirche.
Der nächste Termin im Messiaen-Zyklus ist am 1. Mai. Um 20 Uhr wird Messiaens „L‘Ascension” (Die Himmelfahrt) zu hören sein. Zusätzlich ergänzen Werke anderer Orgel-Komponisten. wie Cesar Franck, das Konzert. Die St.-Martini organisiert den Messiaen-Zyklus anläßlich des 100. Geburtstages des Musikers, Noch bis Dezember können Musikinteressierte insgesamt sechs weitere Veranstaltungen, zumeist an hohen kirchlichen Feiertagen, besuchen. Foto: ih