Nach Angaben der Hamelner Arbeitsverwaltung sind in ihrem Bereich im vergangenen Jahr 216 Maßnahmen gefördert worden, darunter 55 Beschäftigte in etwa 30 Betrieben im Schaumburger Land. Inzwischen wurde sogar ein Weiterbildungsberater eingestellt: Vural Sevinc informiert Betriebe über Fördermöglichkeiten, hilft bei der erforderlichen Antragstellung und steht auch später noch für Fragen oder Hilfe zur Verfügung. Pressesprecherin Christina Rasokat bedauert es jedoch, dass Sevinc nicht noch mehr gefordert wird: „Unser Angebot hat sich offenbar noch nicht herumgesprochen.”
Dabei seien es vor allem kleine und mittlere Betriebe, die von diesem Programm profitieren könnten, meint Stadthagens Geschäftsstellenleiter Friedrich-Wilhelm Rode und nennt bei seinen Beispielen nicht nur Industrieunternehmen, sondern auch Handwerksmeister, die entweder einen neuen Zweig in ihrem Betrieb eröffnen oder vorhandenes Personal besser qualifizieren wollen.
„WeGebAU” ist vorrangig für ältere Arbeitnehmer ab etwa 45 Jahren sowie für gering qualifizierte Beschäftigte bestimmt. Letztere können auch Arbeitskräfte sein, die vielleicht eine gute Ausbildung absolviert, jedoch durch Familie oder berufsfremde Tätigkeit den Anschluss im ursprünglichen Job verloren haben oder eine für sie neue Tätigkeit aufnehmen. Wenn diese durch externe Bildungsträger geschult werden, übernimmt die Agentur die fälligen Aufwendungen. Unter Umständen wird auch eine Vor-Ort-Unterweisung direkt im Betrieb finanziert. „Sycoc”-Geschäftsführer Schöps hat bereits mehrfach die Fördermöglichkeiten in Anspruch genommen. Als Beispiel nennt er seinen 51-jährigen Produktionsleiter Hartmut Kluck. Dieser gehörte zu den wenigen Mitarbeitern der ersten Stunde des jungen Unternehmens und sei damals „Erster unter Gleichen” gewesen. Heute ist Kluck Chef einer 14-köpfigen Gruppe. Die Qualifikation zur Führungskraft erfuhr er vor Monaten bei einem namhaften Hamelner Dienstleister. „Im letzten Sommer hätten wir das Geld dafür beim besten Willen nicht gehabt”, gibt Schöps zu: Vorhandene freie Mittel seien für aktuelle betriebliche Investitionen viel wichtiger gewesen. So aber habe die Arbeitsverwaltung die erforderlichen 4500 Euro für das Coaching übernommen.
Dankbar zählt Schöps noch sieben weitere Personen seiner Belegschaft auf, die auf ähnliche Weise qualifiziert worden sind. Unter anderem stieg ein 51-jähriger Industriemeister zum Projektmanager auf. Und die etwa gleichaltrige Sigrid Nolte, die früher einmal als Medizinisch-Technische Assistentin ihren Lebensunterhalt verdiente, betreut nach langer Familienpause Lötgeräte und Bestückungsautomaten – und hat sich jetzt nun auch das dafür notwendige theoretische Wissen erworben.
„Leider wissen noch viel zu wenig Firmenchefs von der möglichen finanziellen Förderung ihrer Mitarbeiter”, hat Sevinc erkannt. Oder es gibt Hindernisse bei der aktuellen Auftragslage, die vielleicht jede Hand benötigt und deshalb eine eigentlich notwendige Qualifizierung verzögert. Rode zeigt zwar dafür Verständnis; aber er verlangt auch, dass „Unternehmen sich mit Personalentwicklung auseinandersetzen”.
Für Weiterbildungsberater Sevinc sollen jedoch nicht nur Arbeitgeber Gesprächspartner sein: „Ich kenne Beispiele, dass Beschäftigte in ihrem Betrieb nach den Möglichkeiten von WeGebAU gefragt haben.” Foto: al