Einen „warmherzigen Empfang” nannte Seine Fürstliche Hohheit darselbst, was die Einwohner der Seeprovinz ihm bereiteten. Zumindest an der nahezu perfekten Begrüßung vor dem Schloss war Haushofmeister Melchior von Ferzenbroich nicht ganz unschuldig, ging es dabei doch „um seinen Kopf”. So bäumte sich denn eine beeindruckende Klangkulisse aus hunderten von „Vivat”-Rufen bei der Ankunft des fürstlichen Zweispänners auf. Nach einem kurzen Halt an der Sankt-Nicolai-Kirche in Altenhagen, wo der Adelsherr sich der Unterstützung der Kirche versichert hatte und sich von Pastor Axel Sandrock segnen ließ, hatte der Fürstentross sein Tagesziel mitten im Herzen der Gemeinde erreicht. Ihm zu Ehren hatten die Bürger ein würdiges „Schlossfest” vorbereitet, dass zur Verwunderung Ernsts nicht nur von gemischten Posaunenklängen, sondern auch noch von gemischten Chorgesängen begleitet wurde. Doch ob der Qualität der neumodischen Darbietungen, wie etwa „Freude schöner Götterfunken”, sah er großzügig über diese „Unmoral” hinweg. Vor der hochherrschaftlichen Kulisse des geschmückten Schlossportals sah sich „Ihro Gnaden” im Beisein seines Kanzlers und Hofrichters Dr. jur. Anton von Gertenbrock und Magister Hieronymus Notholden gewillt, erneut Petitionen entgegenzunehmen und sich über den Stand der Samtgemeinde zu informieren. Den fasste Samtgemeindebürgemeister Arthur Adam kurz, aber treffend zusammen: „Es geht uns gut, jedoch mangelt es an allem.” Sehr gut gehe es jedoch den Steinhudern, deswegen hoffe man, dass diese in Zukunft die „lästigen” Frondienste mit den Bottsfahrten übernähmen. „Wir freuen uns in Zukunft, dass Steinhude für uns arbeitet.” Eine etwaige Annektierung blieb jedoch vorerst offen. Ortsbürgermeister Karl-Heinz Möller berichtete dem Fürsten zumindest schon einmal von der gräflichen Errichtung des Wilhelmsteins inmitten des Steinhuder Meeres. Vertreter verschiedener Vereine traten im Anschluss vor und unterbreiteten dem historischen Herrscher Errungenschaften oder gesuchten um Hilfe.
Der Bergmannsverein überreichte Salz und Brot. Für die Bitte des Yachtclubs, doch den Hagenburger Kanal vom Schlamm zu befreien, bediente sich der Fürst des gleichen Rates, den er schon den benachbarten Steinhudern an Herz und Hand gelegt hatte: „Baggern, baggern und baggern.” Das beherrschten zumindest die Landknechtsfrauen im weiteren Wortsinn bereits perfekt, als Hauptmann Dietrich von Zerssenheim diese spontan auf die Nachwuchswerbung für das fürstliche Heer ansetzte. Nach diesem tollen Treiben zog sich der Fürst jedoch erstmal zur standesgemäßen Nachtruhe in seine Gemächer zurück. Keine Frage: Das versammelte Volk von heute ergötzte sich geradezu an dem inszenierten Spektakel. Und wer nicht wüsste, dass die Figuren Teil der Feierlichkeiten um den „Schaumburger Friede” sind, könnte ihnen glatt auf den Leim gehen und sich in der Renaissance glauben. Schaumburg stehen also noch abwechslungsreiche Tage mit hohem Unterhaltungswert bevor. Nach den übrigen Teilen Sachsenhagens hat der Fürst gestern seinen ersten Gerichtstag in Stadthagen gehalten. Heute und morgen macht sich der Tross nach Obernkirchen, Rinteln und ins Auetal auf. Genaue Termine gibt es auf www.schaumburgerfriede.de.
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