Der Arbeitskreis will jetzt die anstehenden Beratungen konstruktiv unterstützen. Als Premiere dazu konnte er auf seinem letzten Monatstreffen im Bürgerhaus mit dem Diplom-Ingenieur David R. Froessler aus Düsseldorf einen renommierten Experten präsentieren. In Nordrhein-Westfalen leitet Froessler die vom Land geförderte „Innovationsagentur Stadtumbau West” als Service-Büro für derzeit 20 miteinander kooperierende NRW-Kommunen. Ein wichtiger Schwerpunkt ist dabei das „strategische Leerstands-Management zur Revitalisierung vor allem der historischen Stadtkerne”. Ehrenamtlich ist Froessler für verschiedene Kommunen in NRW als „Quartier-Coach” tätig.
„Leerstand bedeutet Herausforderung und Chance zugleich für die Kommunen”, so gleich zu Beginn das offensive Credo des erfahrenen Fachmanns im Bürgerhaus. Aber die „Warnung vor voreiligem Aktionismus” folgte auf dem Fuß: „Am Anfang aller Überlegungen muss eine exakte Bestandsaufnahme und ihre Bewertung stehen. Ohne vorherige Analyse des Bestandes wäre es auch nicht ratsam, den Erwerb von alten leer stehenden Häusern finanziell fördern zu wollen. Ganz unterschiedliche Leerstandstypen erfordern auch unterschiedliche Strategien und Maßnahmen,” so der Experte.
Um das strategische Vorgehen und konkrete Maßnahmen festlegen und mit Erfolg auch umsetzen zu können, sei zudem eine Verständigung vor Ort über die etwa für die historische Altstadt angestrebte Entwicklung - zum Beispiel „Leitbild Rinteln 2020” - unverzichtbar, wie Froessler mit Nachdruck herausstellte: „Das belegen alle unsere Erfahrungen”.
Was dazu „auf jeden Fall” gehört, macht der auch international gefragte Fachmann an Eckpunkten deutlich, so zum Beispiel die systematische Einbindung der Beteiligten, Betroffenen und der Bürgerschaft in Planung und Umsetzung des Leitbildes (Netzwerk). Das berge neue Verantwortung, aber auch neue Chancen für die Akteure der Privatwirtschaft. Ein weiterer wichtiger Punkt sei eine koordinierende Anlaufstelle für Stadtentwicklung, Wirtschaftförderung und Marketing. Gewerbliche Leerstände sollten nicht um jeden Preis wieder mit den alten Funktionen gefüllt werden. Dabei sei Mut zu „neuem Denken” gefragt. -
Konkrete Aussagen des Referenten speziell zu Rinteln waren in der Runde noch nicht zu hören. Aber unter dem Eindruck der Situationsberichte der Teilnehmer, insbesondere von Pro Rinteln-Geschäftsführerin Annette Achilles, entwickelte Froessler mehrere Ansätzpunkte. Dazu zählen die Bildung eines „Forums Leerstandsmanagement” zur Einbeziehung der Stadtgesellschaft ebenso wie ein Leerstandsmanager als Koordinator und Motor.
Als ein Ziel für Rintelns Innenstadt sieht Froessler ihre Profilierung und Stärkung für qualitätsvollen kleinteiligen Handel als Ergänzung - nicht Konkurrenz - zum großflächigen Einzelhandel sowie für Wohnen, Freizeit und speziell für Fahrradtourismus.
Mit viel Applaus quittieren die Besucher am Ende die motivierenden Schlussworte des Gastes: „Die gemeinsame Erarbeitung eines Leitbildes und seine erfolgreiche Umsetzung sind ein spannender Prozeß. Ich bin überzeugt, dass auch hier in Rinteln ein guter Prozeß starten kann.”