So steht es am Anfang von Wilhelm Buschs ebenso knapper wie gallig-ironischer Autobiografie „Von mir über mich”. Sie bildete das Gerüst einer Lesung mit den Schauspielern Julia Hansen und Heikko Deutschmann im Rahmen des Literaturfestes Niedersachsen der VGH-Stiftung im Wiedensahler Busch-Geburtshaus.
Die Göttinger Literaturwissenschaftler Heinz Ludwig Arnold und Christiane Freudenstein hatten die Max-und-Moritz-Vorlage immer wieder aufgebrochen mit einigen der schönsten und immer den „Fest”-Titel anvisierenden Gedichte des Malers und Zeichners, Dichters und Denkers, der 1932 in dem „klitzekleinen” Dorf im Hannöverschen „als der Erste von Sieben” das Licht der Welt erblickte.
Während TV-Star Deutschmann, durchgehend einen Bleistift Dirgenten-gleich schwingend, Buschs Rückblick auf den eigenen nicht immer kurvenfreien Lebensweg vor dem mal gespannt lauschenden, dann glucksend lachenden und schließlich begeistert applaudierenden Publikum gekonnt ausbreitete, kämpfte seine Partnerin anfängliche Nervosität mit jeder Zeile souveräner nieder. Dabei dürfte geholfen haben, dass nach dem Gedicht „Gestört” aus der 1899 veröffentlichten Sammlung „Zu guter Letzt” mit den Streichen vier und sechs des Welthits „Max und Moritz” literarisches Allgemeingut das Publikum entlastete.
Doch gerade bei Lehrer Lämpel und dem Bäcker sorgte mit Stephan Meier der dritte Protagonist des Abends mit seinen Lautmalerien und Klangteppichen, erzeugt auf Instrumenten und Geräten von der Maultrommel über Fuchsschwanzsäge bis Kesselpauke mal für überraschende Kontrapunkte und dann wieder den Text tragende Begleitung. Anfängliches Tuscheln im Auditorium ob der nicht alltäglichen Instrumentierung und Intonierung wich schließlich einem harmonischen Mitsummen erkannter Melodien. Der Sprecher Deutschmann glänzte vor allem, als er den „Krahs” und „Pühs” des im Grase schlafenden Bettelvogts Stimme verlieh. Julia Hansen parierte souverän beispielsweise mit den Zeilen „Das Grunzen, Blärren und Gegirre / Der musikalischen Geschirre” aus Buschs stark autobiografisch getönter letzten großen Bildergeschichte „Maler Klecksel”, um die triefende Ironie ihres Mitspielers im weiteren Verlauf dieses Textes heraus zu kitzeln. Denn: „Wer wird von allen hochgeschätzt? / Der Farbenkünstler! Und mit Grund! / Er macht uns diese Welt so bunt”.
„Verlust der Ähnlichkeit”, „Der Asket” und „Individualität” sowie weitere Passagen aus „Dideldum” oder „Kritik des Herzens” waren Verse, die so kongenial den Prosa-Lebenslauf quasi kommentierten, dass am Ende für nicht wenige der begeisterten Besucher sich die eine oder andere völlig neue Sichtweise auf das Multitalent Busch ergibt, der sich nicht auf seine „Phantasiehanseln”, die man auch „besser herrichten kann nach Bedarf”, reduzieren läst. Dem finalen „Schlußchor” aus „Dideldum” ist nichts hinzuzufügen: „Was mit dieser Welt gemeint, / Scheint mir keine Frage. / Alle sind wir hier vereint / Froh beim Festgelage.”
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bu