Während die Mehrheit der zahlreich Anwesenden – der Saal des Gasthauses Bruns war bis auf den letzten Stehplatz belegt – großes Interesse zeigte, äußerte eine kleine Gruppen mit Zwischenrufen ihre Abneigung gegen die Windenergieanlagen. „Wer will denn noch hier in die eh schon überalterte Gemeinde ziehen, wenn man aus jeder Ecke auf ein Windrad blickt?” Prompt gingen mehrere Arme in die Höhe. Ein Mann konterte, dass vor allem jüngere Familien von dem Angebot einer Bürgerbeteiligung geradezu angezogen würden, und erntete lautstarken Applaus. Eine Potenzialanalyse habe dazu geführt, dass den Grundstückseigentümern im März 2012 unaufgefordert Nutzungsverträge vorgelegt worden seien, erklärte Deterding. „Wir wurden erst von außen auf den Standort gestoßen.”
Wie der Windpark nun aussehen soll beschrieb Bischoff. Geplant sind maximal sechs Windkraftanlagen der 2,3 bis 3 Megawatt-Klasse, die auf rund 110 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche in einer Mindestentfernung von 800 Metern zum Wohngebiet aufgestellt werden sollen. Bei der Flügelspitzenhöhe streben die Gesellschafter 150 Meter an. „Rechnerisch könnte der Windpark alle Haushalte der Samtgemeinde und noch einige mehr mit Strom versorgen”, hob Bischoff hervor. Dabei gab er den jährlichen Stromertrag eines Windrades mit 6,5 Millionen Kilowattstunden an. Wie Referent Florian Massante vom Wind- und Energieverbund Schaumburg erklärte, soll der günstig produzierte Strom auch günstig an die Stadtwerke Schaumburg-Lippe verkauft werden. Vom Kostenvorteil ebenfalls profitieren könnten alle Anteilseigner, indem für sie etwa günstige Stromtarife mit den Stadtwerken ausgehandelt würden.
Das Gesamtinvestitionsvolumen des Vorhabens bezifferte Bischoff auf etwa 30 Millionen Euro, wovon 30 Prozent die Bürger vor Ort aufbringen sollen. „Wir gehen davon aus, alle Anteile in der Samtgemeinde platzieren zu können”, ergänzte Deterding. Dabei planen die Gesellschafter eine Energiegenossenschaft als Kapitalanteil „einzupflanzen”, um interessierten Bürgern auch die Beteiligung mit kleineren Einlagen zu ermöglichen. Das Fremdkapital soll möglichst über die örtlichen Kreditinstitute aufgenommen werden, die Planungskosten stellt die GbR bereit. Diese soll nach der Flächenplannutzungsänderung in eine GmbH & Co. KG überführt werden, die den Bürgerwindpark baut und betreibt.
Ziel sei es möglichst viele Einwohner in der Samtgemeinde an den Windenergieanlagen zu beteiligen, um die Wertschöpfung des Projektes vor Ort zu halten. „Wir wollen ganz klar keine wenigen Investoren, die ihre Anteile später nach München oder Hamburg verkaufen”, betonte Deterding. Denkbar wäre auch eine direkte Beteiligung der Gemeinde am Windpark.
Da er aber nicht nur als Eigentümer, sondern auch als direkter Anwohner sprach, nannte Deterding ebenfalls die Nachteile des Projektes. In jedem Fall verändere der Windpark erheblich das Landschaftsbild, „woran auch ich mich erst gewöhnen muss”.
Störung des Wildes, übermäßige Immissionen für Anwohner (z.B. Schattenwurf) und Spaltung der Einwohner seien weitere kritische Argumente. Die Angst, dass Vorschriften aber nicht eingehalten werden, ist laut Massante unbegründet. Da der Windpark nach dem Bundesimmissionsgesetz genehmigt werde, müssten für die Erstellung der zahlreichen Gutachten unabhängige Sachverständige herangezogen werden. „Das können wir nicht einfach selbst berechnen.” Ausweisung des Windvorranggebietes, Gutachten, Behördeneinbindung, Finanzplan, Typ der Windenergieanlagen, Wirtschaftlichkeit – All das sind Punkte, die jetzt in der Planungsphase auf das Projekt zukommen. Genaueres könne erst danach gesagt werden, so die beiden geschäftsführenden Gesellschafter. Der Zeithorizont dafür dürfte bei bis zu zwei Jahren liegen. Foto: jl/archiv