Brigitte Vorwerk von der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) hat am Dienstag in einem Vortrag noch einmal aufgezeigt, welche Chancen, Risiken und Kosten in einer Sanierung oder in einem Abriss des Gebäudes liegen. Dabei wollte sich die Expertin nicht eindeutig festlegen, ob denn eine Sanierung günstiger als ein „Rückbau”, der Fachausdruck für den Abriss, werden wird. Gerne hätten die Vertreter der Wählergemeinschaft Nenndorf (WGN) da eine klare Meinungsäußerung gehört. Aber auch die Ratsvertreter von SPD und CDU legten sich mächtig ins Zeug, ihre Argumente für einen Abriss bestätigt zu bekommen.
Doch Vorwerk wiegelte immer wieder ab. Sie bezifferte die Kosten für eine Modernisierung mit 2060 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche und führte an, diese Summe läge noch im Rahmen und würde für einen Erhalt des Gebäudes sprechen. Die Kosten für einen Neubau würden wohl bei über zehn Millionen Euro liegen, stimmte sie einem Einwand von Michael Kosian (WGN) zu. Gerade wollten die Vertreter der WGN triumphieren, kam von der DSK-Mitarbeiterin aber die Einschränkung, dass die aufgezeigten 6,8 Millionen Euro für eine Sanierung doch ein „üppiger Betrag” sei und das die Finanzierung trotz zu erwartender Mieteinnahmen von rund 2,48 Millionen Euro „schwierig” sei. Die Summe von 15 Millionen Euro, die in ihrem Bericht für einen Neubau aufgerechnet werden, zweifelte wiederum Phillip Plümer (CDU) an. Vorwerk habe dabei die Gesamtfläche des Kurhauses (rund 5300 qm) und nicht die reine Nutzfläche (3300 qm) berücksichtigt.
Zahlenspielen gingen hin und her. Einige Bürger zeigten sich unzufrieden. Einer verließ den Saal im Mehrgenerationenhaus mit der Bemerkung „Ich weiß jetzt gar nichts mehr!” Cornelia Jäger (CDU), Ralph Tegtmeier und Gudrun Olk (beide SPD) betonten mehrfach, ihnen würden noch wichtige Informationen fehlen und der Bürgerentscheid käme viel zu früh. Die Bürgermeisterin brachte dazu die Zeit nach einem möglichen Entscheid für die Sanierung des Kurhauses in die Diskussion ein. Olk befürchtet, dass mit der Aufhebung des Ratsbeschlusses vom Oktober 2012 für den Abriss des Gebäudes und die damit verbundene Wiederaufnahme der Sanierungspläne vom Architektenbüro pm/Zech rechtliche Unwägbarkeiten auf die Stadt zukommen könnten.
Wäre das Thema nicht so gewichtig, könnte ein Fazit aus der Ratssitzung kurz vor dem Bürgerentscheid lauten: „Nichts genaues weiß man nicht”. Die aufgezeigten Zahlenspiele schienen viele Zuhörer mehr zu irritieren als zu helfen. Professor Norbert Rob Schittek kommentierte den Verlauf der Diskussion über die Zukunft des Kurhauses so „Die Zahlen haben ihre Unschuld verloren”. Nach seiner Auffassung gehe es nicht allein um Kosten-Nutzen-Abwägung sondern um eine Erinnerungskultur. Foto: pd