Feststeht: Der Landkreis hat Interesse die Wohnung als Übergangsunterkunft anzumieten, wie Sozialamtsmitarbeiter Klaus Böhm erklärte. Pro Woche müsse Schaumburg aktuell 15 bis 20 Flüchtlinge aufnehmen. Die meisten kämen aus Somalia und Eritrea, aber auch aus Syrien, Tschetschenien, Serbien, Montenegro, Bosnien, Albanien und dem Kosovo.
In der Regel zögen die untergebrachten Flüchtlinge nach rund einem halben Jahr in eine private selbst angemietete Wohnung, so Böhm. Genau sagen könne das aber niemand. „Das kann zwei Wochen, aber auch zwei Jahre dauern.”
Dazu ergänzte die AWO-Flüchtlingssozialarbeiterin Natia Lang: „Manche Flüchtlinge wollen erst in Ruhe ankommen, andere so schnell wie möglich etwas Privates finden.” Eine klare Ansage hingegen gab es in puncto Renovierungskosten: Sofern die Wohnung grundsätzlich bewohnbar sei, entstünden der Gemeinde keine Kosten. Ein Teil der Zuhörer bezweifelte, dass Ohndorf der richtige Ort für die übergangsweise Unterbringung von Flüchtlingen sei. Es gebe keine Einkaufsmöglichkeiten, keinen Kindergarten und keine Schule. Und: Die Nutzung der „Alten Schule” dürfe zu keiner Zeit eingeschränkt werden. Vereinsvertreter verwiesen etwa auf die regelmäßigen Feiern, die Geld für die Instandhaltung in die Kassen spielen. Mehrere Ohndorfer waren der Auffassung, dass das Läuten der Glocke in der „Alten Schule” die gerade erst aus Bürgerkriegsgebieten geflohenen Menschen stören werde. Einige sorgten sich sogar, dass die Glocke deswegen ausgeschaltet werden könnte, was die Tradition bräche. „Die Glocke kann ja nicht der Grund dafür sein, keine Flüchtlinge aufzunehmen”, konterten andere. Flüchtlingssozialarbeiterin Lang bestätigte: Solch eine Geräuschkulisse sei den Neuankömmlingen egal. „Die Leute sind froh, dass sie ein Dach über dem Kopf und Sicherheit haben und nicht an der nächsten Ecke getötet werden wie es in ihren Herkunftsländern passiert.” Zahlreiche Anwesende zeigten aber auch ihr Interesse an einer erfolgreichen Integration der Flüchtlinge. Sie fragten nach Erfahrungswerten und Unterstützungsmöglichkeiten durch den Landkreis und die AWO. „Wir lassen die Ehrenamtlichen nicht allein, sondern unterstützen sie”, versicherte AWO-Integrationsmanager Stephan Hartmann. Eine Zuhörerin appellierte an die Mitmenschlichkeit im kleinen Ohndorf, die Flüchtlinge willkommen zu heißen. „Uns geht es hier sehr gut und das vergessen wir oftmals.” Andere erinnerten an ihre eigenen Flüchtlingsgeschichten in der Familie. Das Fazit: ein unsicheres, wie es Bürgermeister Wolfgang Lehrke beschrieb.
Einzelbeiträge sagten aus, dass die Ohndorfer dafür seien, allerdings schwängen „unterschwellig auch andere Meinungen” mit. Lehrke, der zwar ein Meinungsbild haben wollte, sich aber gegen eine Abstimmung wehrte, muss nun bis zur nächsten Ratssitzung am 27. November eine Empfehlung aussprechen. Vorher will er noch einmal die Sichtweise der Vereine klären.
Die Diskussion, die teils minutenlang um dasselbe Thema kreiste (zum Beispiel beim Glockengeläut), kommentierte ein Teilnehmer zum Schluss so: „Muss jetzt bei jeder Vermietung der ehemaligen Lehrerwohnung eine Bürgerversammlung einberufen werden?”, fragte er lakonisch. „Ist das etwas so Außergewöhnliches, dass die Unterkunft von Asylanten bewohnt wird?” Das Thema sei kein sensibles, sondern werde nur zu einem gemacht. Foto: jl