Immer freitags ist in den Kellerräumen im Lauenauer Ahornweg eine Menge los. Gegen einen kleinen Obolus werden die Taschen gefüllt mit Dingen des täglichen Bedarfs. Es handelt sich um hohe Restbestände, verderbliche Waren oder solche mit ablaufendem Verfallsdatum. In den Berechtigten, die eine entsprechende Bescheinigung vorlegen müssen, finden sie dankbare Abnehmer. Doch schon seit einiger Zeit steht das System auf eher wackeligen Füßen. Grund ist der in die Jahre gekommene „Bulli”. Der gelbe Lieferwagen, der die wertvollen Lasten abholt und den die kleine Vereinskasse selbst tragen muss, wird immer anfälliger. Schließlich hat er schon 19 Jahre auf der Kühlerhaube. „Geht das Auto morgen kaputt, stehen wir mit leeren Händen da”, zeigt Vorsitzende Margit Mesenbrink ein dunkles Szenario auf. Sicherlich lasse sich ein Engpass mit Privatfahrzeugen vorübergehend überbrücken. Doch das möchte sie den Mitgliedern, die sich ohnehin mit viel Zeit einbringen, nicht zumuten. Aber die hohen Mittel für einen geeigneten Ersatz fehlen: „Wir schieben eine Entscheidung deshalb so lange wie möglich hinaus”, beschied sie auch Lauenaus Bürgermeister Wilfried Mundt, der der Kosten wegen zur Ersatzbeschaffung riet. Während die Gemeinde die Miete für die Betriebsräume der „Bürgerhilfe” mitfinanziert, muss – wie Mesenbrink beteuert –”das Auto von uns selbst erwirtschaftet werden”. So keimt die Hoffnung, dass sich „ein passender ‚Gebrauchter‘ findet”, wie Pressewart Wilhelm Mesenbrink es formuliert. Der Verein wäre dann eine dicke Sorge los. Unterdessen bildet sich ein, wenn auch noch kleiner finanzieller Grundstock dank einiger Spenden in den vergangenen Wochen. Vom AWO-Ortsverband Rodenberg war es ein Erlös vom Weihnachtsmarkt über 370 Euro. Bei der Seniorenweihnachtsfeier für ältere Pohler Bürger sammelten sich 300 Euro, die jetzt Bürgermeister Jörg Hupe und DRK-Vorsitzende Gerda Wilkening übergaben. Aus Gewinnsparerträgen ihrer Lotterie bewilligte die Volksbank Hameln/Stadthagen 300 Euro, die allerdings für eine dringend benötigte neue Kühltruhe verwendet wurden. Und dann sind da noch die Bedürftigen selbst, von denen einige gerade zum Jahreswechsel kleine Ersparnisse hinterlassen: Eine Dame überreicht stets einen Sparstrumpf, in dem sie das Jahr über Wechselgeld gesammelt hatte. Mesenbrinks neue Stellvertreterin Sara McLoughlin sieht in solchen Momenten wichtige Signale: „Viele Kunden sind eben sehr dankbar, dass es uns gibt.” Auch wenn sie selbst nicht viel haben, würden sie von dem Wenigen etwas abgeben wollen. Unter den zwölf freiwilligen Helfern der wöchentlichen Lebensmittelbeschaffung und –ausgabe befindet sich seit einem Dreivierteljahr auch Cassey Mouton. Die junge Frau aus Südafrika engagiert sich im Rahmen ihres Freiwilligendienstes in der evangelischen Kirchengemeinde bei der „Bürgerhilfe”. „Sie hat uns sehr geholfen und gut Deutsch gelernt”, lobt Mesenbrink. Doch Cassey fliegt in wenigen Wochen wieder zurück in ihre Heimat. Aber dort will sie von ihren Erlebnissen erzählen, wie mitten im eigentlich reichen Europa bedürftigen Menschen in freiwilligem Einsatz geholfen wird. Foto: al