In einem humorvollen Vortrag präsentierte Sophie Mensching den Besuchern ihre Trachten - die „Oesterten Tracht” aus Schaumburg, früher Hessen. Gabi Völkening präsentierte die „Anzüge”, indem sie zum Beispiel Hochzeitshaube, Schlipse, Dauk, Hanschen, Hälschen, Krallenbänder und Schmuck, wie Spange und Bernsteinkette, „angezogen bekam”. In kurzweiligen Anekdoten erzählte Mensching zum Teil aus ihrer Familie, wie das Leben um 1900 in Tracht so vor sich ging, nicht nur in” Eintracht” (aus unserer heutigen Sicht), sondern auch von vielerlei Unbequemlichkeiten und Dogmen beherrscht. Die Tracht war aufwendig anzulegen; sie war ein Zeichen des Reichtums, außerdem zeigte sie die Moral der Trägerin. Dies verdeutlicht der Schmuck: Große Ohrringe aus Silber, Halsketten aus dicken oder kleineren Bernsteinkugeln, die Menge der Perlenstickerei an Schürzen oder Tüchern. Die Spiegel an den Schlipsen und Taschen sollten „das Böse” abwehren, so auch heute noch an Kleidungsstücken anderer Kulturen. Auch zeigte die Tracht an, ob die Trägerin ehrenhaft „Jungfrau” war; wenn nicht, wurde ihr das Tragen der Hochzeitshaube verwehrt. Hatte sie ein uneheliches Kind, wurde sie vom Pastor öffentlich „abgekanzelt”. Gleichberechtigung war vor 100 Jahren in der bäuerlichen Gesellschaft kein Thema. Erst nach dem 2. Weltkrieg, in Folge der gesellschaftlichen Neuorientierung, haben sich viele Frauen „umgezogen”– die Tracht abgelegt und damit unter anderem zum Ausdruck gebracht, sich von Zwängen und Dogmen zu befreien. Sophie Mensching hat aufgezeigt, dass das Andenken an die Kultur, an Traditionen und Werte zwar kritisch zu betrachtet, aber zu bewahren ist, trage es doch zum Verständnis der gesellschaftlichen Herkunft bei. Foto: privat