Oft begegne ich Menschen, die das sogenannte „Roundup” im Schuppen rumstehen haben - sie erzählen mir ohne Umschweife vom Nutzen dieses Produkts. Wenn ich nach dem „Warum” frage und vorsichtig von den Auswirkungen erzähle, fangen die meisten jedoch an zu grübeln. Oft erzählen sie, dass sie es ja selbst kritisch sehen aber: „Roundup” sei schließlich in jedem Baumarkt erhältlich. Deshalb „traut” sich auch jeder, es zu kaufen. Es macht einen vertrauensvollen Eindruck, wenn es für jeden frei zugänglich ist. So gefährlich kann es gar nicht sein, oder? Außerdem erleichtert es ja „die Arbeit”. Glyphosat ist ein Unkrautvernichter. Also ein Mittel, das Pflanzen, die wir augenscheinlich nicht benötigen, vernichtet. „Unkraut” hat irgendwie etwas von Rassismus. Eine Pflanze, die keinen Nutzen bringt, nicht so schön aussieht oder zwischen den Steinritzen empor ragt, wird nicht benötigt und muss entfernt werden. Das Wort „Unkraut” enthält auch eine Spiegelung des kollektiv vorherrschenden Wertesystems: Ein Mensch, der mit seiner Arbeitskraft der Wirtschaft keinen Nutzen bringt, ist wertlos und wird entfernt. Eine (genmanipulierte) Nutzpflanze leistet etwas. Ein Unkraut nicht. Möchten wir so leben? Vielleicht sollten wir das Wort „Unkraut” in unserem Kopf vernichten und die feindlichen Assoziationen damit. Die Natur erschafft mit jeder Pflanze unseren Lebensraum. So viele Gemüse- und Obstsorten, Kräuter, Getreide, Hülsenfrüchte... schenkt sie uns. Eine Vielfalt, die wir in vollem Umfang gar nicht kennen. Wir werden davon satt – tagtäglich. Was können wir tun? Wir können den Gedanken in die Welt bringen, dass jede Pflanze, jedes Kraut, auch ein Teil von uns ist. Wenn uns das bewusst wird, verändern wir unsere Einstellung zu unserer Nahrung und zu unserem Lebensraum. Wir können bei jedem Einkauf entscheiden, ob wir Großkonzerne unterstützen oder regionale Anbieter, die unsere Nahrung (bio) giftfrei anbauen. Sandra Walschek