Begonnen hatte alles 2003 mit einem verregneten Weihnachtsmarkt und einer fixen Idee. Heftiger Wind und peitschender Regen vergällten Händlern und Besuchern den vorfestlichen Bummel. Keine vier Wochen später saßen der damalige Samtgemeindebürgermeister Uwe Heilmann und die beiden Vorstandsmitglieder der „Lauenauer Runde”, Heyno Garbe und Klaus Kühl, beisammen. Ihr Auge fiel auf das Gebäude des kurze Zeit zuvor vom Flecken Lauenau erworbenen Casala-Geländes. Hier könnte doch der Weihnachtsmarkt stattfinden mit Kinderkarussell, kleinem Tannenwald und einem etwa 300 Quadratmeter großen zugefrorenen „Teich” als Kulisse. Heilmann hatte schon im Internet nach möglichen Anbietern der notwendigen Kältetechnik gesucht. Der ehemalige Kaufmann Garbe rechnete bereits Kosten aus, die durch Eintrittsgelder und Standgebühren ausgeglichen werden könnten. Ein Drittel der auf 38.000 Euro geschätzten Investition sollte durch Sponsoren und den Flecken Lauenau gesichert werden. Eishalle wird Erfolgsgeschichte Das Projekt Schlittschuhspaß entwickelte jedoch im Nu eine Eigendynamik. Schon war von 450 Quadratmetern Eisfläche die Rede. Als Glücksfall erwies sich, dass in unmittelbarer Nachbarschaft ein Kältetechnikexperte an dem Projekt großen Gefallen fand. Eckhard Anderten vom gleichnamigen Unternehmen in Messenkamp war regelrecht Feuer und Flamme für das Vorhaben. Um hohe Personalkosten zu vermeiden, klopfte Garbe bei den örtlichen Vereinen an. Seine Idee: Ehrenamtliche Kräfte könnten Schlittschuhe ausgeben und Aufsicht führen. Die Resonanz war groß. Selbst Neubürger meldeten sich nach Zeitungsberichten für den stundenweisen Dienst an Wochenenden. Garbes erster Einsatzplan umfasste 252 Schichten an den 42 Betriebstagen Neben den jeweils zwei Ehrenamtlichen sollten über die Agentur für Arbeit so genannte „Ein-Euro-Jobber” beschäftigt werden. Für das Publikum würde die Halle nachmittags und abends geöffnet sein. Für Schulklassen gebe es an Vormittagen ein Vorrecht. Abends biete sich Gelegenheit zum Eisstockschießen. 200 Paar Schlittschuhe wurden geordert. Als Logo für die Werbung wurde ein Pinguin kreiert, dem ein Kuriosum inne wohnte: Er hatte einen Bauchnabel, obwohl doch die kälteresistenten Seevögel im richtigen Leben ihren Nachwuchs ausbrüten. Der Fehler wurde erst viel später entdeckt – und dann aber als originelle Besonderheit beibehalten. Ein Problem bereitete jedoch die Akustik in dem riesigen Hallengebäude. Stoffbahnen sollten Abhilfe schaffen, die in eigener handwerklicher Leistung durch die als „Rentner-Band” bezeichnete Helfertruppe der „Runde” an Wänden und in langen Schwüngen unter der Decke angebracht wurden. Die Dekoration hatte jedoch nicht lange Bestand: Brandschutzauflagen des Landkreises sorgten für eine baldige Demontage. Während zunächst noch alle Entscheidungen zur künftigen Eishalle im Vorstand der „Lauenauer Runde” getroffen worden waren, stellte sich bald heraus, dass trotz aller optimistischen Berechnungen der Betrieb zu einem Risiko für den Verein selbst werden könnte. Garbe gründete deshalb eine neue Gemeinschaft „Eishalle der Lauenauer Runde”. An der Spitze stehen bis heute Heyno Garbe als Vorsitzender sowie Friedrich Wehrhahn und Klaus Kühl als Stellvertreter. Auch in Messenkamp stand das Thema Eishalle ganz obenan. Im Kälte- und Klimaunternehmen Anderten werden normalerweise Lösungen für große Industrie- und Gewerbebetriebe gefunden. Eine Eisbahn war nun etwas Neues: „Ausprobiert habe ich die Technik noch nicht”, erklärte der damals 54-jährige Eckhard Anderten, „aber ich weiß wie es geht”. Ohne zu zögern, war er in das Lauenauer Vorhaben eingestiegen – auch um seinen eigenen Traum zu realisieren: „Meinen Söhnen habe ich immer gesagt: So etwas will ich mal bauen.” Mit Eis im Sport hatte das Unternehmen in den Folgejahren noch oft zu tun: Unter Andertens Mitwirkung entstanden der Snowdome bei Bispingen und etliche Sprungschanzen in aller Welt, auf der sogar Olympioniken sich den Traum von Medaillen erfüllten. Mit einer kleinen Eisrevue und einem symbolischen „Eisverbrennen” begann und endete die erste Saison mit 66 Betriebstagen und über 25.000 Besucher. Schon ein Jahr später wuchs die Eisfläche auf 600 Quadratmeter. Der Rodenberger Zimmermeister Helmut Weikert entwarf ein „Haus in der Halle” mit Platz für Kasse, Schlittschuhverleih, Bistro und einem Aufenthaltsraum im Obergeschoss mit einem großartigen Blick auf das Treiben in der Halle. Auch eine Eismaschine wurde angeschafft, weil die Handarbeit mit Schneeschiebern einfach nicht mehr zu leisten war. Weil im extrem milden Winter 2006/2007 die Eislaufangebote in Bückeburg und Stadthagen eingestellt werden mussten, profitierte die Lauenauer Einrichtung davon. „Bei uns brummt der Laden”, zitierte das Schaumburger Wochenblatt den Vorsitzenden. Dieser heckte mit Anderten bereits die nächste Investition aus: In der darauffolgenden Saison wuchs das Eis auf 900 Quadratmeter mit fest installierter Technik. 220.000 Euro wurden unter anderem für neue Aggregate, 15 Kilometer Aluminiumleitungen und ein neues stabiles Geländer investiert. Das Hauptargument: Klimaveränderungen könnten zu weiteren milden Wintern führen, sodass bald nur noch in Hallen und nicht mehr unter freiem Himmel das Eislaufen möglich wäre. „So viel Eis gibt es dann nur noch in Hannover”, warb Garbe für die Erweiterung zu einer „richtigen Eissporthalle”. Für Eishockey war sie auch weiterhin nicht geeignet. Dafür hätten es 1400 bis 1800 Quadratmeter sein müssen. Ein paar Zahlen Am meisten Betrieb herrscht an Ferientagen und an Wochenenden, besonders dann, wenn das Wetter mild und regnerisch ist. Dann suchen die Menschen offenbar hier das Winterfeeling. Die Besucherzahlen pendeln an den rund 115 Betriebstagen zwischen Anfang November und Ende Februar stets zwischen 32.000 und 35.000 Personen, wobei ein exakter Wert nicht ermittelt werden kann. Zwar lassen sich mühelos Tageskarten addieren und die auch für die Schlittschuhleihe einsetzbare Zehnerkarte anteilig hochrechnen. Doch niemand kann registrieren, wie oft ein Saisonticket genutzt wird. Im Laufe der Jahre ist der Hallenbetrieb immer perfekter geworden. Inzwischen dreht schon die zweite Eismaschine ihre Runden; das Haus in der Halle musste aus Platzgründen erweitert werden. Schließlich stehen 500 Paar Schlittschuhe aller Größen zur Verfügung. Allein in der Saison 2017/18 sind 19.000 Paare ausgeliehen worden. Nach jeder Rückgabe werden sie gereinigt, desinfiziert und auf einem 200 Schuhe fassenden Stangensystem getrocknet. Nach mehrmaliger Benutzung erhalten die Kufen auf einer eigens beschafften Maschine neuen Schliff. Die Zahlen der laufenden Saison stehen noch nicht fest. Aber im vergangenen Winter tummelten sich 278 Schulklassen und Gruppen und 112 Eisstockmannschaften unter schützendem Dach. 218 Kinder feierten mit ihren Freunden Geburtstag. Hallenalltag Es ist Sonnabend, 14 Uhr. Der Parkplatz vor der Eishalle ist überfüllt. Heidrun Gaedigk am Kassenschalter hat alle Hände voll zu tun. Immer wieder bildet sich vor dem Fenster eine kleine Schlange. Geduldiges Warten ist angesagt. Eine Frage muss ihre Kollegin Rosi Döpker immer wieder geduldig beantworten: „Nein, eine zeitliche Beschränkung für das Eislaufen gibt es bei uns nicht.” Bei der Schlittschuhausgabe kommen Evelyn Möller und Uwe Szymborski zwar ins Schwitzen. Doch die beiden Mitglieder der Laienspielgruppe Apelern, die heute ehrenamtlichen Dienst verrichten, sind dennoch für einen spontanen Spaß zu haben. Auf dem Eis herrscht tüchtiges Gedränge. Trotzdem finden alle Platz. Nur direkt an der Bande wird es gelegentlich eng. Der sichere Handlauf ist vor allem für diejenigen wichtig, die zum ersten Mal mit wackeligen Beinen auf der glatten Fläche stehen. In den nächsten Tagen bieten sich letzte Gelegenheiten, selbst einmal gekonnt oder probehalber sich aufs Glatteis zu begeben. Am Sonntag, 24. Februar, wird die Halle nach Eisrevue, Eisverbrennen und Eisdisco geschlossen – bis zum 1. November. Text/Foto: al Foto RB07AL02a: Besonders an Wochenenden und in den Ferien ist der Andrang auf dem Eis besonders groß. Foto RB07AL02b: Überaus beliebt: die gelegentlichen Eisdiscos mit Light-Show. Foto RB07AL02c: Mit Spaß bei der ehrenamtlichen Arbeit: Evelyn Möller und Uwe Szymborski von den Apelerner Laienspielern. Foto RB07AL02d: „Wir haben heute einen tollen Schulausflug nach Lauenau unternommen!” Lehrerin Daniela Wirthge mit 15 Drittklässlern der Grundschule Fischbeck. Foto RB07AL02e: „Das bringt uns hier jede Menge Spaß. Deshalb kommen wir in jedem Winter mindestens einmal.” Jugendliche der DLRG Rinteln mit weiteren 30 Kindern. Foto RB07AL02f: „Wir laufen doch so gern mit Schlittschuhen!” Len-Aage und Lena (beide 9 Jahre) aus Salzhemmendorf. Foto RB07AL02g: „Uns lockt das Eis. Deshalb habe ich neben meinem Sohn auch dessen zwei Freunde mitgebracht!” Bernd Rauner aus Winninghausen. Foto RB07AL02h: „Ich bin schon immer gern Eis gelaufen, aber heute zum ersten Mal in Lauenau. Vielleicht kann ich meinen Mann ja auch noch überzeugen.” Monika Nolte aus Niedernwöhren Foto RB07AL02 i: „Die Lauenauer Halle ist doch viel familiärer als die in Hannover. Deshalb komme ich mit meinen Enkelkindern immer gern hierher und habe auch selbst Spaß auf Schlittschuhen...” Hedi Meyerhoff aus Coppenbrügge