ALTENHAGEN II (al). 22 Jahre hat Roland Vogt an sechs Tagen in der Woche den Haushalten in Teilen Lauenaus sowie in Messenkamp und Altenhagen II zuverlässig Briefe und Pakete gebracht. Am vergangenen Sonnabend machte sich der 65-Jährige zum letzten Mal vor seinem Ruhestand auf den vertrauten Weg. Am Ortseingang von Altenhagen II wurde er gestoppt. Rund 30 Einwohner hatten sich spontan verabredet, ihn am Ende seines langen Berufslebens zu verabschieden. Sogar ein großes gelbes Plakat war angefertigt worden. Unter Vogts Kollegen bis hinauf in die Chefetage hatte sich das Vorhaben herum gesprochen und sorgte für einen größeren Kreis von Wartenden, bis sich endlich das gewohnte gelbe Auto näherte. Der Geehrte selbst wusste nichts von dem, was ihn nun erwartete. Bürgermeister Frank Witte übergab ihm unter anderem Poster über Messenkamp und Altenhagen II. Das gleichfalls gereichte Gläschen Sekt schlug Vogt jedoch beharrlich aus: Er sei doch noch im Dienst. Lieber erzählte er aus seinen 47 Berufsjahren, von denen „er keinen Tag bereut” habe. Er sei gern von Tür zu Tür gefahren und gelaufen. Vor allem einsamen Menschen hätte er stets gern Zeit geopfert, weil diese „ja nur auf ihn gewartet” hätten, um ein paar Worte wechseln zu können. Da nickten die Gratulanten: Oft sei Vogt beobachtet worden, wie er erst am späten Nachmittag seine Tour beendete. Der immer noch überrascht und sprachlos wirkende künftige Ruheständler setzte nach dem kleinen Zwischenstopp wie gewohnt ein letztes Mal seine Fahrt durch die Altenhäger Straßen fort. Vielleicht kommt er demnächst noch einmal nach Altenhagen. Die Einwohner haben ihn zu ihrem Neujahrstreffen am 5. Januar eingeladen. Dann könnte er noch mehr über sein langes Berufsleben erzählen – und zum Beispiel auch darüber, dass er nie einen in seinem Beruf gefürchteten Hundebiss erlebt habe. Kein Wunder: „Ich hatte doch immer Leckerlis in meiner Tasche.” Foto: al