Auf der Bühne hatte sie es sich im Scheinwerferlicht bequem gemacht, um ihr neuestes Jugendwerk „Erebos II” zu präsentieren und dem Publikum indessen Zeit zu geben, sich den Kopf über anschließende Fragen zu zerbrechen, wie sie launig erklärte. Zunächst aber nahm sie die Zuhörer mit nach London, wo der 16-jährige Derek und der Mittzwanziger Nick unabhängig voneinander entdecken, dass sich eine App mit rotem „E” als Icon eigenmächtig auf ihren Smartphones installiert hat und die Kontrolle über andere Anwendungen übernimmt. Nick hat ein „düsteres Déjà-vu” aus seiner Jugendzeit, als ein Computerspiel die reale und virtuelle Welt verschwimmen ließ–”Erebos” machte Poznanski 2010 international bekannt, der Thriller-Bestseller wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Jetzt ist es zurück und zwingt die beiden Protagonisten zum Spielen, ob sie wollen oder nicht. Den Titel „Erebos” habe sie sich damals übrigens selbst ergoogelt, verriet die Schriftstellerin dem neugierigen Auditorium. Er sollte eine düstere Bedeutung haben, die aber nicht offensichtlich ist. Mit dem griechischen Gott der Dunkelheit Erebos sei sie fündig geworden. Dass sie einmal hauptberuflich Autorin sein wird und gerade an ihrem 20. Buch arbeitet, hätte sie ebenso wenig für möglich gehalten wie einen zweiten „Erebos”-Teil. Die Geschichte um das verheerende Computerspiel war ursprünglich als Einzelband gedacht. Dass heutzutage aber immer mehr Gimmicks und Apps auf dem Markt seien, habe sie aber schlichtweg fasziniert. Und: „Ich fand schon immer Geschichten mit Weltenwechsel spannend”, erklärte Poznanski. Zwei Bücher, eins für Jugendliche und eins für Erwachsene, bringe sie pro Jahr heraus, allerdings hintereinander, da sie sonst selbst durcheinander kommen würde. Bis 2022 seien ihre Abgabetermine durchgeplant. Dafür tippe sie fast jeden Tag mindestens 1300 Wörter, was ungefähr fünf Buchseiten entspreche. „Das geht auch im Hotel”, entgegnete sie auf eine Frage, ob sie ihr Pensum auch an Lesungstagen – schließlich hat sie davon allein in diesem Jahr 70 – schaffe. Zudem plauderte Poznanski aus dem Nähkästchen: Sie schreibe lieber auf dem Sofa als am Schreibtisch, weil sie produktiver sei, „wenn es sich nicht nach Arbeit anfühlt”, in der Öffentlichkeit werde sie nur selten erkannt, Ideen entstammten nicht ihrem eigenen Leben (Poznanski lachend: „Dafür erlebe ich zu wenig”) und „rosa-glitzernde, fröhlich-freche Frauenromane” halte sie für verzichtbar. Nach den persönlichen Einblicken in das Schriftstellerleben konnten die Besucher sich noch Bücher signieren lassen und Fotos mit der Autorin machen. Mit der Krimilesung von Susanne Mischke am 2. Juli wird übrigens eine weitere „KulturDroge” den Weg ins Kesselhaus finden. Foto: jl