Bis auf den Parkplatz reicht die Warteschlange der Menschen, die für den Aderlass auch in Zeiten von Corona anstehen. Eine Helferin verteilt bereits die ersten Flaschen Wasser. Eine Spenderin wird später erklären, dass sie über eine Stunde lang gewartet hat. Denn zur Anmeldung werden immer nur vier Personen gleichzeitig ins Gebäude gelassen. Und das durch den Notausgang. „Wir mussten einen Weg finden, dass sich die Menschen nicht begegnen”, erklärt Gisela Reese, die die Blutspende organisiert. Zunächst messen Mitarbeiter des Teams 26 des Blutspendedienstes aus Springe die Körpertemperatur und fordern zum Händedesinfizieren sowie, wenn noch nicht gesehen, zum Aufsetzen eines Nasen-Mund-Schutzes auf. Nicht nur die Schutzmaßnahmen sind neu, auch die Gesichter. Denn sonst stemmt der Ortsverein mit einer eigenen Mannschaft die Blutspende. „Die Damen gehören aber alle selbst zur Risikogruppe”, erklärt Reese. Was sie weniger organisieren muss, liegt nun in den Händen des Blutspendedienstes, der mit sieben Mann vor Ort ist – und das nicht nur in der Kurstadt. Eine neue kräftezehrende Situation, sagt Teamleiterin Heike Schmalz: „Es ist schon anstrengend.” Am Ende sind es sogar
mehr Spender als sonst Über die Wendeltreppe geht es ins Obergeschoss. Dort warten Thorsten Büsing und seine Tochter Heidi, um die Spender zu empfangen und ihnen die obligatorischen Fragebögen auszuhändigen. „Zum Ausfüllen bekommt jeder einen eigenen Kugelschreiber, den er behalten kann”, erklärt Reese das Prozedere. Die Büsings haben sich bereit erklärt, für die älteren Damen in der Anmeldung einzuspringen. „Weil wir das schon immer so machen”, sagt Thorsten Büsing schmunzelnd über seine Motivation zu helfen, wenn Not am Mann ist. Wegen Corona gibt es zurzeit auch keine Präsentkörbe für Erst- und Jubiläumsspender. „Herr Büsing schreibt alles genau auf, das wird dann nachgereicht”, betont die Organisatorin. Immerhin: Für die fünfte, zehnte und 25. Spende gibt es einen bereits abgepackten „Heldenpott”. Um 17.45 Uhr zählt die Liste schon 53 Spender. Vor der Tür warten noch gut 20 Personen. „Das ist gut”, resümiert Reese. „Ich bin mit allem zufrieden, es ist einfach eine besondere Situation.” Beim letzten Mal seien um die 90 Spender gewesen. Am Ende des Tages werden es diesmal sogar 104 sein, davon acht Erstspender. Bevor nun noch einmal die Temperatur und der Hämoglobinwert gemessen werden, heißt es wieder: Hände desinfizieren. Hier, wo es ohne einen direkten Kontakt nicht geht, schützt eine Plexiglasscheibe die Mitarbeiter und Spender. „Eine Person zur Anmeldung”, ruft Thorsten Büsing nach unten. Der nächste wird nach oben geschickt. Es fehlt die Geselligkeit Wo jetzt die Formalitäten geklärt werden, steht sonst das Buffet bereit. Im Nebenraum findet der ärztliche Check statt, sonst werden hier die Brote geschmiert. „Das dürfen wir ja alles gar nicht mehr anbieten”, so Reese – aus hygienischen Gründen. Zu trinken bekommen die Spender aber so viel sie möchten aus kleinen Mehrweg-Wasserflaschen. „Ich fände es schade, wenn es immer so wäre – es fehlt die Geselligkeit”, bedauert die Rotkreuzlerin. „Viele Leute kommen sonst zur gleichen Zeit, um danach noch gemeinsam am Buffet zu sitzen.” Beim Aderlass geht es schnell Durch das geräumige Treppenhaus geht es nach unten in den großen Mehrzweckraum. Sieben Liegen stehen bereit, alle sind besetzt. Die Stimmung: ruhig, und dennoch ausgelassen. Es wird auch gelacht. Bei der eigentlichen Spende angekommen, geht alles recht zügig. Gerade einmal fünf Minuten liegt Michael Dyes in der Waagerechten. „Das war schnell heute, sonst dauert es zehn bis 15 Minuten”, schmunzelt er. Er fühle sich sicher, sagt der Suthfelder, der bereits mehr als 60-mal in seiner Gemeinde Blut gespendet hat, und jetzt auch in Bad Nenndorf. „Weil es bestimmt genug Leute gibt, die wegen Corona nicht kommen – und jeder Tropfen ist wichtig”. Gerade aufgestanden, wird sein Platz sofort desinfiziert und für den nächsten vorbereitet. Zum Abschied ein
süßes Dankeschön Am Ausgang gibt es, sozusagen als Ersatz zum fehlenden Buffet und als Dankeschön, einen Apfel sowie eine Tüte mit etwas Süßem und einem Gutschein von der Bäckerei Frenzel oder vom Obsthof Brüggenwirth. „Gefühlt sind es diesmal viele junge Leute”, sagt Petra Liebchen-Büsing, zuständig für die Mini-Lunchpakete, und blickt nach draußen, wo immer noch Spender warten. „Mehr als sonst.” Foto: jl