SAMTGEMEINDE RODENBERG (al). Die Samtgemeinde Rodenberg wird voraussichtlich nicht auf ein aktuelles Förderprogramm des Bundes zur Sanierung von Sportstätten zugreifen. Der Bauausschuss des Samtgemeinderates lehnte einen gemeinsamen Antrag von CDU, FDP, Grünen und Wählergemeinschaft mehrheitlich ab. Im Verlauf der Beratungen erntete die Grünen-Ratsfrau Elisabeth Rautenberg-Röver wiederholt Kritik wegen ihrer Sitzungsleitung. Karl-Heinz Bruns (CDU) begründete den Vorstoß der Gruppe: „Wir wissen, dass wir investieren müssen” berief er sich auf die erst kürzlich angestoßene Debatte zum Zustand und zur Zukunft der beiden Freibäder. Durch Zufall sei die mögliche Förderung bekannt geworden, für die jedoch enge Antragsfristen gelten. Bis zum 30. Oktober müssten alle Unterlagen eingereicht sein. „Verärgert” zeigte sich Hans-Dieter Brand (SPD) über den nun aufkommenden Zeitdruck. Schon im Februar 2017 habe seine Fraktion Sanierungskonzepte verlangt. Im Oktober 2017 seien bei einer Begehung Mängel protokolliert worden. Bis heute sei nichts passiert. „Und jetzt soll mal eben schnell entschieden werden”, schimpfte er. Für ihn sei das „Wahlkampf und Effekthascherei”. Hauptamtsleiter Jörg Döpke erklärte, der bloße Beschluss zur Teilnahme genüge nicht. „Hier muss der Ausschuss schon noch arbeiten und konkret erklären, was er an Maßnahmen bezuschusst haben will”, verlangte er. Bauamtsleiter Markus Jacobs verwies auf einen weiteren Aspekt: Bei einer Mindestförderhöhe von 500.000 Euro müsse die Samtgemeinde einen Aufwand von mindestens 1,1 Millionen Euro erklären. „Vielleicht wollen wir gar nicht so viel investieren”, erwiderte Erhard Steege (Rodenberger Interessen). „Ich will auch wissen, wo denn die verbleibenden 55 Prozent von uns herkommen”, verwies er auf die derzeitige Finanzlage der Samtgemeinde. „Wir wissen doch alle, was gemacht werden muss”, warf Nicole Wehner (WGSR) ein. Nun sei es Aufgabe der Verwaltung, diese Positionen zu kalkulieren. Es wäre aber „bescheuert”, das Förderprogramm nicht zu nutzen, weil jetzt die Zeit dränge. Grünen-Ratsherr Karsten Dohmeyer, der als Zuhörer der Sitzung beiwohnte, zog bereits fertig formulierte Textteile für einen Antrag aus der Tasche. Da meldete sich Döpke zu Wort: „Auch andere haben sich schon Gedanken gemacht”, verwies er auf einen Vorstoß des CDU-Ortsverbands Rodenberg. Brand ergänzte mit dem Hinweis auf ein eigenes Schreiben vom September. „Dann könnten sich ja alle zusammensetzen und einen gemeinsamen Antrag formulieren”, schlug Wehner vor. Samtgemeindebürgermeister Georg Hudalla gab sich zurückhaltend in der Diskussion und warnte vor zu schnellem Handeln: „Ein Förderprogramm geht, das nächste kommt.” Zudem handele es sich bei den Freibädern um eine „freiwillige Aufgabe” der Kommune: „Für die wollen wir mal eben zwei Millionen ausgeben, während wir bei den Pflichtaufgaben jeden Hundert-Euro-Schein umdrehen.” Mit vier gegen drei Stimmen wurde der Antrag abgelehnt. Ob der Samtgemeinderat in seiner Sitzung am kommenden Mittwoch gegenteilig votiert, bleibt abzuwarten. Allerdings ist dann ein erster Termin bereits verstrichen: Bis zum vergangenen Freitag hätte beim Land Niedersachsen der Teilnahmewunsch angekündigt werden müssen. Begleitet wurde die Ausschusssitzung von scharfer Kritik an der Vorsitzenden. Rautenberg-Röver hatte bereits zur Eröffnung zu zwei Punkten persönlich Stellung bezogen und war auch im weiteren Verlauf mehrfach aufgefordert worden, die für eine Sitzungsleitung erforderliche Neutralität zu wahren oder für eigene Redebeiträge den Vorsitz abzugeben. Die Vorwürfe von Brand und seinem Parteikollegen Hans-Werner Kühnel wies Rautenberg-Röver zurück: „Die Angriffe interessieren mich nicht.” Sie sei angetreten, um sich für die Freibäder einzusetzen. Auf Einladung der Vorsitzenden bezog der Leiter der DLRG-Ortsgruppe Lauenau, Jörg Jennerjahn, Stellung zur lokalen Freibadsituation. Es gebe bundesweit „eine dramatische Verschlechterung der Schwimmkenntnisse von Kindern und Erwachsenen”, erklärte der Experte. Er sprach sich für ein langfristiges Entwicklungskonzept aus, um beide Einrichtungen zu erhalten. Allerdings wäre es sinnvoll, eines als Hallenbad auszuweisen oder es damit zu kombinieren, da zu drei Vierteln des Jahres ein Schwimmen im Freien nicht möglich sei. Ihm sei auch klar, dass die Samtgemeinde das Geld nicht habe; aber es würde den Wohnwert deutlich steigern. Was Jennerjahn noch anmerkte: Einem Kind das sichere Schwimmen beizubringen, erfordere einen Zeitraum zwischen sechs Monaten und eineinhalb Jahren.