MESSENKAMP (al). Ihre Gutmütigkeit, eine Hilfsorganisation mit einer Mitgliedschaft zu unterstützen, ist mindestens zwei Einwohnern von Messenkamp zum Verhängnis geworden. Sie fühlen sich von einem Werber betrogen, der sie im Abstand von einem Jahr an der Haustür um Unterschriften bat. Unterdessen ist noch mindestens ein dritter Fall bekannt geworden. Begonnen hatte alles im Frühjahr 2019. Ein Mann in Dienstkleidung des Arbeiter-Samariterbunds (ASB) und mit entsprechender Legitimation musste Dagmar Ebeling von einer Mitgliedschaft nicht lange überzeugen. Die Vorsitzende des DRK-Ortsvereins setzte ihre Unterschrift: „Das wollte ich gern unterstützen.” Auch Helmut Steinmeyer ließ sich werben. Bald wurden die vereinbarten Monatsbeiträge abgebucht. Am 21. September stand der Mann wieder vor der Tür. Jetzt warb er um Unterstützung eines in Wiesbaden ansässigen Vereins „Kindersonne e.V.”, der – so dessen Homepage - Palliativ- und Hospizeinrichtungen mit Spenden versorgt. Gleichzeitig schlug er vor, die Mitgliedschaft im ASB zu kündigen mit dem Hinweis der ASB hätte seinen hiesigen Stützpunkt aufgelöst. Der Mann zückte nun einen kleinen Zettel, formulierte darauf handschriftlich die Kündigung und bat um die Unterschrift mit dem Hinweis, er leite das Blatt an den ASB weiter. Ebeling wie auch Steinmeyer, dem das Gleiche widerfuhr, machten arglos mit. „Der wirkte doch so vertrauensvoll”, gibt Ebeling heute zu. Auch Steinmeyer bezeichnete ihn als freundlich und seriös. Stutzig wurden beide einige Wochen später, als neben der ASB-Zahlung nun auch der Jahresbeitrag für die „Kindersonne” von ihren Konten abgebucht wurde. Eine erste telefonische Rückfrage beim ASB-Bundesverband sorgte dort für Erstaunen: Eine Kündigung war nicht bekannt. Geradezu entsetzt zeigte sich Geschäftsführer Jens Meier vom ASB-Stützpunkt Hannover/Schaumburg in Barsinghausen, als er von dem Vorgang erfuhr. Umgehend setzte er sich mit der Braunschweiger Werbeagentur in Verbindung, die „seit vielen Jahren” für den ASB die Mitglieder-Akquise betreibt. Dabei stellte sich heraus, dass der Werber, der einige Jahre für die Agentur und damit für den ASB tätig war, dort seit Februar 2020 nicht mehr beschäftigt ist. Sofort wurde der Hausjurist gebeten, strafrechtlich gegen den Betroffenen vorzugehen. Auch Ebeling und Steinmeyer sind zur Polizei gegangen und haben den Vorgang dort aktenkundig gemacht. Sie glauben, dass noch mehr Menschen von der krummen Tour an der Haustür betroffen sind. Im ASB wollen beide bleiben, denn: „Die können ja nichts dafür.” Aber die begonnene Mitgliedschaft bei der „Kindersonne” haben sie umgehend widerrufen. Das SW wollte auch von dort eine Stellungnahme zu diesem Vorgang einholen. Der Versuch einer Kontaktaufnahme blieb bislang erfolglos.