Claudia Walderbach, Leiterin der Selbsthilfekontaktstelle beim Paritätischen, berichtet, dass es derzeit 50 Selbsthilfegruppe zu unterschiedlichen Themen von Sucht- über psychische Erkrankungen als auch speziell für Männer, Frauen und Kinder gebe. Dabei bietet der Paritätische eine Vermittlung in vorhandene Gruppen an, bedient professionelle Anfragen von Kliniken und unterstützt Menschen, wenn sie neue Selbsthilfegruppen gründen möchten. So soll demnächst eine Selbsthilfegruppe für Trans-Identitäten gegründet werden. Dabei helfen Walderbach und ihr Team beim Finden der geeigneten Räumlichkeiten, weiteren Menschen und organisieren auch individuelle Fortbildungen für die Gruppenleiter. „Die Gruppen sollen hinterher möglichst selbstständig funktionieren”, erläutert Walderbach. Auf die Frage, wie Selbsthilfe zukünftig aussehen könnte, berichtete Walderbach, dass sich eine virtuelle Selbsthilfe noch im Aufbau befinde, aber bisher auf keine große Resonanz gestoßen sei. „In der Corona-Zeit haben sich viele, bis auf die Suchtgruppen, gar nicht getroffen und dafür Briefe geschrieben und telefoniert”. Warum die Hürden dafür so hoch seien, wollte Völlers wissen. Walderbach begründete die anhaltenden Zweifel unter anderem mit dem Alter vieler Gruppenleiter und -Mitglieder. „Die möchten lieber das Gesellige, mit dem Kaffee auf dem Tisch. Seit März dürfen sie sich anhand der Regeln wieder treffen, aber viele haben noch weiter Angst wegen Corona”, so Walderbach weiter. Ein weiteres Angebot der Selbsthilfe des Paritätischen ist das Kreativ-Angebot „Wir tauschen (K)uns(t) aus”, in dem über Handwerkliches und Kunst ein gemeinsamer Austausch stattfindet. Einen beklebten Bus würde sich die Selbsthilfe wünschen, um Menschen zu den Treffen zu fahren und auch Ausflüge damit zu unternehmen, sowie einen hellen Gruppenraum oder gar ein Selbsthilfehaus. Dabei hofft das Team, dass die Fördergelder von Krankenkasse und dem Land weiter bewilligt werden, um auch künftig so engagiert arbeiten zu können, gerade weil auch während der Pandemie der Bedarf gestiegen sei und die sozialen Folgen von Corona sich mehr und mehr bemerkbar machen würden. Völlers versprach, dies auch an den Landtagskollegen Karsten Becker weiterzutragen. Sandra Fellinger, Inklusionsbeauftrage, berichtete, dass die Inklusionsassistenz in dieser Zeit stark zurückgeworfen wurde, fast hin bis zu Exklusion und Einsperren. „Wir müssen gucken, dass wir das wieder in die richtige Bahn bekommen. Aktuell gebe es 140 Fälle, bei denen eine Schulbegleitung angeboten wird für die Förder- und Regelschule. Die vergangenen1,5 Jahre seien Schwerstarbeit gewesen, so Fellinger. Für geistig oder körperlich behinderte Kinder kann die Schule als Lernort behinderungsbedingte Nachteile ausgleichen. Diese Kinder an normaler Bildung teilhaben zu lassen, funktioniere aber nur über den Ausgleich mit Inklusionsmitarbeitern. „Jedes Kind ist anders. Glücklicherweise hat das Jugendamt erlaubt, dass wir mit ins Homeschooling gehen, so konnten die Schulbegleiter vieles auffangen”, so Fellinger weiter. Für die Zukunft wünscht sie sich eine noch bessere Zusammenarbeit mit Jugendämtern und Schulen. Völlers, ehemals Lehrerin an der IGS, kennt Schulbegleiter noch aus ihrer Zeit dort und erinnert sich an Kollegen, die derzeit noch Hemmschwellen hatten, Schulbegleiter dauerhaft im Unterricht zu haben. Dennoch sei die IGS Schaumburg eine Vorzeigeschule im Inklusionsbereich, eine solche Zusammenarbeit würde sich Fellinger überall wünschen. Weiter würden Fachkräfte für den Inklusionsbereich gebraucht, so Regionsverantwortlicher Michael Grothe-Laszewski. Doch auch Quereinsteiger, mit pädagogischem Hintergrund oder persönlicher Eignung, sind für eine derartige Assistenz geeignet. Nur so könne der Mangel an Fachkräften ausgeglichen werden, sagt Grothe-Laszewski. Ein besonders Projekt findet derzeit mit der Grundschule Rinteln Süd statt. Hier werden für drei Jahre nicht einzelne Assistenten für Schüler, sondern einer für jede Klasse, also 16 insgesamt, bereitgestellt. Bei einer Einzelbetreuung wären 30 Personen nötig gewesen, so kann bei weniger Personal dennoch die ganze Klasse davon profitieren. Diese Schulbegleiter sind Ansprechpartner für alles und die ganze Klasse und können mit ihrer Anwesenheit auch die Lehrkräfte, beispielsweise beim Lösen von Konflikten, sehr entlasten. Leider wurde dieses Projekt nur für drei Jahre bewilligt und es sei derzeit unklar, ob dies weitergeführt werden könnte. Eine weitere Bewilligung und Etablierung an weiteren Schulen würden sich Fellinger und ihre Kollegen wünschen. Grothe-Laszewski merkte darüber hinaus an, dass in Schaumburg nur rund zehn Prozent der antragsberechtigen Personen am „Bildung und Teilhabe”-Paket teilnehmen würden. Die Informationen seien nicht ausreichend zugänglich und viele wüssten gar nicht, dass sie einen Anspruch auf die monatlichen 15 Euro hätten. Hier werde sich mehr Information und niedrigschwelliger Zugang gewünscht. Völlers versprach, dies an das Sozialdezernat weiterzugeben. Im Seniorenbereich habe die 2016 erfolgte Reform, dass Pflegebedürftige, die Zuhause wohnen, ohne Verlust ihres Pflegegeldes in die Tagespflege gehen dürfen, enorme Früchte getragen. Sowohl Angehörige als auch Pflegende seien durch dieses Konzept sehr entlastet worden, und die Senioren genießen es, rauszukommen und mit anderen die Gesellschaft zu teilen. Die Idee Spahns‘, dies wieder rückgängig zu machen, sieht er mit Sorge. Auch hier versicherte Völlers, dieses Anliegen an den Gesundheitsbereich weiterzugeben. Foto:nh