Das Verhältnis zur Wahrheit | Schaumburger Wochenblatt

Das Verhältnis zur Wahrheit

In der Stadtkirche: Der Gospelchor Kum Ba Yah. (Foto: privat)
In der Stadtkirche: Der Gospelchor Kum Ba Yah. (Foto: privat)
In der Stadtkirche: Der Gospelchor Kum Ba Yah. (Foto: privat)
In der Stadtkirche: Der Gospelchor Kum Ba Yah. (Foto: privat)
In der Stadtkirche: Der Gospelchor Kum Ba Yah. (Foto: privat)

Anlässlich des Martin-Luther-King-Day wird am Sonntag, den 26. Januar ein Gospelgottesdienst mit dem Gospelchor Kum Ba Yah unter der Leitung von Jürgen Homann um 18 Uhr in der Stadtkirche veranstaltet. Traditionell zeichnen die Christlichen Pfadfinder vom Stamm Martin Luther King und Pastor Volker Milkowski für diesen Gottesdienst verantwortlich. Er dauert mit viel Musik, Video und Werkstattphase rund 75 Minuten. Thema ist diesmal die visionäre Rede Kings vor dem Nobelpreiskomitee aus dem Dezember 1964: Trotz aller Krisen und Ängsten werden die bedingungslose Liebe und die Wahrheit am Ende triumphieren.

„Lügen, Rechtsbrüche und Einschüchterungen waren 1964 an der Tagesordnung, um die Bürgerrechtsbewegung zu diskreditieren. Das Amerika von damals scheint sich überhaupt nicht von dem Amerika von heute zu unterscheiden“, begründet Pastor Milkowski die Wahl des Themas. Kings Botschaft aber war, dass Hass den Hass niemals vertreiben kann. Das könne nur die Liebe. Wer derzeit durch Nachrichten und soziale Netzwerke scrollt, wird von Hassbotschaften und Fake News aber geradezu überrollt. King dagegen glaubte an die Macht der Wahrheit und der unverbrüchlichen Liebe.

Es geht im Gottesdienst im das Verhältnis zur Wahrheit im post-faktischen Zeitalter. „Was können wir heute von Martin Luther King lernen, wenn sich bei uns in der jüngeren Generation der Frust breit macht angesichts des Erfolges der Populisten und Lügner bis in die höchsten Staatsämter“, fragt Florian Heil vom Stammesvorstand der Pfadfinder. Und: Woher nahm King seine Kraft und seine Hoffnung auf eine positive Zukunft? Diesen Fragen werden die Pfadfinder nachgehen. Pastor Milkowski ergänzt: „Erschreckend ist, dass so wenig Menschen wach werden und aufstehen dagegen. Wir wissen aus unserer eigenen Geschichte: Das Lügen der Wenigen und das Schweigen der Mehrheit ist die Grundlage für jede Gewaltherrschaft.“

King blickte selbst in unsicheren Zeiten stets mutig in die Zukunft. Geradezu visionär sprach er davon, dass zwar das Recht vorübergehend unterliegen mag, am Ende aber immer über das Böse triumphiert. Selbst das, was Ich-zentrierte Menschen zerstören, würden auf den anderen Menschen ausgerichtete Personen wieder aufbauen. Als wenn Martin Luther King schon 1964 geahnt hätte, was auf die Welt mit der 47. amerikanischen Präsidentschaft unter Donald Trump zukommen könnte.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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