Am ersten Samstag des neuen Jahres sollte der Turm der im Volksmund „Kohlenkirche“ genannten Gebäude als letztes Teil fallen. Als ein Zeichen des letzten Aufbäumens gegen den Rückbau, widerstand der Turm dem angebrachten Sprengstoff und blieb einfach stehen. Schließlich mussten die Abrissbagger zu Werke gehen und das Gebäude einreißen. Zuvor hatten mehrere Gespräche der Projektgruppe Georgschacht mit der Eigentümerin der Gebäude, dem Entsorgungsunternehmen PreZero, stattgefunden. Gemeinsam wollte man versuchen, im Rahmen der erforderlichen behutsamen Abrissarbeiten Bauteile zu finden und diese zu retten. Nachdem alle Versuche in der Vergangenheit, die Kohlenkirche als Baudenkmal zu erhalten, an den erforderlichen Geldmitteln gescheitert waren, sollten zumindest ein paar Erinnerungsstücke gesichert werden. Der Vorsitzende der Projektgruppe Georgschacht, Jörg Janning, hatte die Idee, die Ziffernblätter der drei Uhren des Zechenhauses zu bewahren. Mitte der Woche fanden Mitarbeiter des Abrissunternehmens die mehr als 1,5 Meter durchmessenden Metallziffernblätter im Schutt und brachten sie in Sicherheit.

Der Erhalt eines Industriedenkmals ist keine Traumtänzerei (gewesen)!

Ein kurzer Rückblick: „Der Erhalt eines Industriedenkmals ist keine Traumtänzerei (gewesen)“. Anfang der 1980er wurde das ehemalige Zechenhaus der Preussag AG unter Denkmalschutz gestellt. Die besondere Architektur der Anlage, gepaart mit der außergewöhnlichen Sozialpolitik des Unternehmens mit Werkswohnungen, Kohle zu Vorzugspreisen für Beschäftigte und Ehemalige, sowie die einmalige Zusammenlegung von Verwaltung und Waschkaue der Bergleute in einem Gebäude, finden sich in der Begründung der Landesdenkmalpflege von damals wieder. Trotz der anfangs zur Verfügung gestandenen Summe von 400.00 DM sowie einer Reihe von sehr engagierten Versuchen, über Spenden zusätzliches Geld für den Erhalt der Gebäude zu bekommen, gelang es nicht, den Verfall zu stoppen.

Die drei Uhren wiesen den 3.000 Bergarbeitern Ort und Zeit

Mit der Rettung der Ziffernblätter, die:“ … Jahrzehntelang in der Hochzeit über 3.000 Bergarbeitern Ort und Zeit gewiesen haben ….“ (Jörg Janning), ist sichergestellt, dass die Hochzeit des Bergbaus in Stadthagen vor über 100 Jahren nicht restlos in Vergessenheit gerät. Am Donnerstag konnten Jörg Janning, Petra Duda und Eberhard Greuel, besser bekannt als „Camillo“, einen ersten Blick auf die Gegenstände werfen. Einige weitere Gegenstände, die im Verlauf der Abbrucharbeiten aufgefallen waren, sind in einem Gebäude zwischengelagert. Auch diese Gegenstände werden demnächst in Augenschein genommen. Direkt nach der ersten Inaugenscheinnahme versicherte Camillo Greuel, dass mindestens eins der Ziffernblätter zukünftig in die Landschaft der Modelleisenbahn integriert wird. „Das die Kohlenkirche, insbesondere deren Turm mit den Uhren sich der erfolgten Sprengung widersetzt hat, wird wohl eine zum Gedächtnis gehörende Anekdote bleiben,“ zog Jörg Janning ein letztes Resümee.