Missverständnisse, Gerüchteküche und ein verpatzter erster Aufschlag | Schaumburger Wochenblatt

Missverständnisse, Gerüchteküche und ein verpatzter erster Aufschlag

Claus Preuss von „Planet in Green“ aus Bad Salzufflen stellt die Pläne für die neue Freiflächenphotovoltaikanlage in Krankenhagen vor und animiert: „Wenn sie sich beteiligen wollen, gründen sie eine Genossenschaft und profitieren auch von der Anlage!“ (Foto: ste)
Claus Preuss von „Planet in Green“ aus Bad Salzufflen stellt die Pläne für die neue Freiflächenphotovoltaikanlage in Krankenhagen vor und animiert: „Wenn sie sich beteiligen wollen, gründen sie eine Genossenschaft und profitieren auch von der Anlage!“ (Foto: ste)
Claus Preuss von „Planet in Green“ aus Bad Salzufflen stellt die Pläne für die neue Freiflächenphotovoltaikanlage in Krankenhagen vor und animiert: „Wenn sie sich beteiligen wollen, gründen sie eine Genossenschaft und profitieren auch von der Anlage!“ (Foto: ste)
Claus Preuss von „Planet in Green“ aus Bad Salzufflen stellt die Pläne für die neue Freiflächenphotovoltaikanlage in Krankenhagen vor und animiert: „Wenn sie sich beteiligen wollen, gründen sie eine Genossenschaft und profitieren auch von der Anlage!“ (Foto: ste)
Claus Preuss von „Planet in Green“ aus Bad Salzufflen stellt die Pläne für die neue Freiflächenphotovoltaikanlage in Krankenhagen vor und animiert: „Wenn sie sich beteiligen wollen, gründen sie eine Genossenschaft und profitieren auch von der Anlage!“ (Foto: ste)

7,5 Hektar groß soll die Freiflächenphotovoltaikanlage werden, die südwestlich der Straße Dachsgang in Krankenhagen entstehen soll. Fünf Millionen will Claus Preuss von der Firma „Planet in Green“ aus Bad Salzufflen dort zusammen mit Investoren verbauen: „Plus Speicher“, wie Preuss betont. Ein Speicher sammelt den erzeugten Sonnenstrom, wenn er im Überfluss da ist, und gibt ihn wieder ab, wenn er gebraucht wird. Doch in Krankenhagen ist man in der Frage der Anlage gespalten. Während die Anwohner des Dachsgang sich mit Forderungen von 100 Meter Abstand der Anlage zu ihrer Wohnbebauung massiv gegen das Projekt wehren und dabei auch den Eigentümer der Flächen, Frank Kuhlmann, direkt angehen, gibt es auch viele Stimmen, die der Investition positiv gegenüberstehen.

Bürgermeisterin Andrea Lange gab zu, aus den Reaktionen der Bürger während der letzten Ratssitzung gelernt zu haben und versicherte: „Wir werden bei solchen Projekten früher informieren!“ Die Bürger beklagten, erst aus der Zeitung über die geplante Freiflächenphotovoltaikanlage erfahren zu haben. Claus Preuss von der Firma „Planet in Green“ versuchte zu beruhigen: „Wir sind aus der Region und für die Region!“ Sein Unternehmen sei kein Freund vom Verbrauch guter landwirtschaftlicher Flächen, aber die in Planung befindliche Fläche sei als ehemalige wiederverfüllte Kieskuhle wenig ertragreich. In Abstimmung mit Behörden und dem Netzbetreiber habe man Pläne für eine wirtschaftliche Anlage erstellt und dabei auch die Abstandsproblematik zu den Häusern am Dachsgang berücksichtigt und den Abstand auf 34 Meter plus einer breiten Heckenformation auf somit mehr als 50 Meter von den Häusern entfernt vergrößert. Auch die Höhe der Module habe man von vier auf 2,70 Meter verringert. Eine Idee der Planer: Der Strom soll auch für E-Ladesäulen auf dem Tankstellengelände der Raiffeisentankstelle genutzt werden. Städteplaner Torsten Bergemann informierte, dass dazu eine Änderung des Flächennutzungsplans erfolgen müsse.

Wir sind nicht dagegen, aber...

Als Sprecher für die Gegner der Anlage kristalisierten sich Norbert Bei der Kellen und Sabrina Mäder-Teßmann heraus. Bei der Kellen hatte sich bereits im Rat in der Bürgerfragestunde massiv gegen die Pläne gestemmt und mehr Abstand zur Bebauung gefordert. Damals war noch von geplanten zehn Metern Abstand die Rede, jetzt sind die faktischen 50 Meter den Anwohnern zu wenig: „Wir sind nicht dagegen, aber wollen 100 Meter Abstand!“ Dann jedoch, so Claus Preuss, wäre die Anlage unwirtschaftlich, sofern sich nicht weitere Flächen im angrenzenden Landschaftsschutzgebiet fänden. Der Forderung einiger Bürger, doch die angrenzenden drei Hektar Ackerflächen von Frank Kuhlmann, die er noch weiterbewirtschaften will, zu nehmen und so den Abstand zu vergrößern, erteilte Bürgermeisterin Andrea Lange eine Absage: „Der Acker hat mit einer Bodenwertzahl weit über 50 eine gute Qualität!“ Was dann an Argumenten aus Teilen der Krankenhäger Bürgerschaft folgte klang wie der Versuch, das Haar in der Suppe zu suchen. Ausgasung flüchtiger Schadstoffe abgelagerten Sondermülls in der ehemaligen Deponie oder auch Wärmestrahlung der Module. Manche wollten abwarten, bis effektivere Module gebaut werden für kleinere Flächen und ein weiterer Kritikpunkt war, dass Investoren Geld verdienen wollten und man selbst nicht beteiligt werde. Das wollte Claus Preuss so nicht stehen lassen: „Gründen sie eine Genossenschaft oder KG und bewerben sie sich als Investor!“ Die Stadtwerke Rinteln und die Bürgerenergiewende Schaumburg sollen bereits Interesse bekundet haben. Die Befürworter der Anlage, unter ihnen Martin Kampmeier, meinen: „Es gibt kein verbrieftes Recht auf lebenslange freie Sicht!“ Eine pikante Idee konnte dann noch aus dem Ortsrat Krankenhagen in Erfahrung gebracht werden: Im Zwischenraum zwischen den Dachsgang-Häusern und der Freiflächenphotovoltaikanlage könnte man sich perspektivisch auch eine Wohnbebauung vorstellen. Die Bewohner des Dachsgang müssten dann nicht mehr aus die Anlage schauen, sondern auf Häuser und die neuen Häuslebesitzer müssten damit einverstanden sein, dass die Sicht durch die Anlage beeinträchtigt ist.


Sonja und Stephan Weichert
Sonja und Stephan Weichert

Freie Journalisten

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