Mit Fernglas und Verantwortung | Schaumburger Wochenblatt

22.08.2025 08:17

Mit Fernglas und Verantwortung

Es geht später in die Natur, um alles Leben zu schützen. (Foto: nd)
Es geht später in die Natur, um alles Leben zu schützen. (Foto: nd)
Es geht später in die Natur, um alles Leben zu schützen. (Foto: nd)
Es geht später in die Natur, um alles Leben zu schützen. (Foto: nd)
Es geht später in die Natur, um alles Leben zu schützen. (Foto: nd)

Die Jagdscheinausbildung im Landkreis Schaumburg wird von der Jägerschaft Schaumburg organisiert, findet überwiegend im Forsthaus Halt in Stadthagen statt, beinhaltet Theorie- und Praxisunterricht sowie Schießtraining, und läuft überwiegend im Zeitraum von September bis März. Dabei zeigt sich vor allem eines: Es gibt eine große Nachfrage, aktuell sind alle Plätze für die Ausbildung bis 2026 ausgebucht.

Das Schaumburger Wochenblatt hat sich einmal mit dem Geschäftsführer der Kreisjägerschaft, Guido Hiller zum Thema unterhalten. Das Jagdhorn bläst niemand mehr zum Ausbildungsstart, und auch ansonsten hat die Jagdschein-Ausbildung heute wenig damit zu tun, was man sich als Laie mit den Aufgaben eines Jägers vorstellt.
Stattdessen geht es viel mehr um Theorie, als das eh schon immer der Fall war. Bücher über Wildbiologie, Waffenrecht, Waldökologie müssen gewälzt werden. Viele lange Unterrichtsabende stehen an.

“Willkommen bei der Jägerschaft Schaumburg – genauer gesagt, in der Jagdscheinausbildung, die hier seit Jahren mit wachsendem Interesse betrieben wird”, so Geschäftsführer Guido Hiller. Es gibt viele junge Leute, die sich engagieren wollen, den die Aufgaben eines Jägers sind vielfältig und die Hegeringe sehr divers.

Grünes Abitur

Guido Hiller, Geschäftsführer der Kreisjägerschaft, kennt die Zahlen: Die Nachfrage steigt. Jahr für Jahr melden sich mehr Menschen, um das „grüne Abitur“ zu machen – und das aus ganz unterschiedlichen Beweggründen. Manche kommen aus der Familie, andere haben das Interesse durch Naturerlebnisse oder den Wunsch nach nachhaltiger Ernährung entdeckt. “Die Bandbreite der Motivationen ist groß”, sagt Hiller, “aber der Wille zur Verantwortung vereint sie alle.”
Denn ein Jagdschein ist einfache keine Eintrittskarte für den Hochsitz, sondern das Ergebnis monatelanger Arbeit. Zwischen sechs und neun Monate dauert die Ausbildung. Sie gliedert sich in Theorie und Praxis – mit intensiven Wochenenden und Abendkursen. Auf dem Stundenplan stehen neben Wildtierkunde auch Waffentechnik, Jagdrecht, Naturschutz und Ethik. Und draußen auf dem Schießstand heißt es: Konzentration und Disziplin. Denn ohne den Nachweis sicherer Handhabung geht nichts.

Zum Abschluss wartet eine anspruchsvolle Prüfung. Erst wer in allen Bereichen besteht – schriftlich, mündlich und praktisch – darf sich Jungjäger nennen. Der Jagdschein ist dann ein amtliches Dokument, das auch zur Teilnahme an der aktiven Jagd berechtigt. „Das ist ein großer Moment“, sagt Hiller, „für viele fast ein Ritterschlag, man sagt aber nicht umsonst, es ist das ‘grüne Abitur’, denn es ist wirklich sehr umfangreich, was an Wissen abgefragt wird.“

Mit dem Jagdschein kommen jedoch nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Jäger übernehmen in Deutschland eine staatlich anerkannte und sehr umfangreiche Aufgabe: die Hege und Pflege des Wildbestands. Dazu gehört nicht nur das Erlegen, sondern auch das Beobachten, Dokumentieren und Eingreifen bei Wildseuchen oder in übernutzten Lebensräumen. Jagd hat heute viel mit Naturschutz zu tun und wenig mit dem, was man früher als klassisches Bild eines Jägers im Kopf hatte.

Es geht weg vom reinen Trophäenbild hin zu einem umfassenderen Naturverständnis. Jäger sein ist Arbeit – und eine Verantwortung gegenüber allem, was lebt.
Und das ist wichtig. Denn mit dem demografischen Wandel schrumpft auch in den ländlichen Räumen der Kreis derer, die bereit sind, Verantwortung für Wald, Wild und Flur zu übernehmen. Die Rehkitzrettung per Drohne, das Monitoring seltener Arten oder das Entfernen von Fallwild auf der Landstraße – all das gehört längst zum Alltag eines modernen Jägers.


Nadine Dressler
Nadine Dressler

Redakteurin Schaumburger Wochenblatt

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