Im Rahmen der Serie des Schaumburger Wochenblatt „Was macht eigentlich...?“ sind wir in dieser Ausgabe verabredet mit Ursula Sapia, einem SPD Urgestein. Gebürtig kommt Sapia, die bei ihrem früheren Arbeitgeber in der „Obersburg“ immer als „Frau Saphir“ angesprochen wurde, aus Hagen in Westfalen, wo sie auch ihren Mann Werner kennen und lieben lernte. Beim Deutschen Gewerkschaftsbund fand sie ihre erste Arbeitsstelle und musste schon damals aus Hagen auf der A 2 durch das Auetal zu Terminen im Bereich Hannover fahren. Hier ihre ganze Geschichte:
Ein Grundstückskauf verschlug Familie Sapia dann ins Auetal und schnell fasste Ursula Sapia Fuß, freundete sich mit Nachbarn an, arbeitete in der Klinik Obersburg in der Verwaltung und gründete 1980 zusammen mit neun weiteren Frauen auf Initiative der damaligen Bürgermeisterin Annemarie Dinse den Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt (AWO). „Ich übernahm den Vorsitz, die Kasse und die Schriftführung“, so Sapia, denn alle Frauen wollten aktiv unterstützen, Vorstandsposten jedoch nicht übernehmen. Bis heute ist sie der AWO treu und immer noch die Vorsitzende. Und das mit 81!Moment mal: 81? Die Frau, die dem Schaumburger Wochenblatt Reporter gegenübersitzt ist überaus dynamisch, geistig wie körperlich fit und kümmert sich gerade sehr aktiv um das Jahresprogramm 2026 der AWO Auetal mit ihren rund 40 Mitgliedern. Trotz Nachfrage bleibt Sapia bei ihrer Aussage: „Ja, ich bin 81!“
Von der ehrenamtlichen Bürgermeisterin zur Hauptamtlichen
Es ist Ende 1989, als Ursula Sapia zur dritten Bürgermeisterin der Gemeinde gewählt wird. Sie sitzt im Kreistag und sieht ihr Bürgermeisterinnenamt nicht als Grußtante für runde Geburtstage. „Ich habe schon sehr eng mit dem damaligen Gemeindedirektor Erich Hilker zusammengearbeitet, etwa bei den Haushaltsberatungen“, so Sapia. 1996 dann die Änderung: Auetal sollte eine hauptamtliche Bürgermeisterin bekommen und natürlich hieß die Ursula Sapia. Zehn Jahre blieb sie Bürgermeisterin und Thomas Priemer, später Bürgermeister im Auetal und dann in Rinteln, war ihr Stellvertreter. Ihre politischen Erfolge im Auetal: Dorferneuerung Escher, Wiersen und Rannenberg, die Ortskernentwicklung in Rehren, der Kauf der Alten Molkerei und vieles mehr. Ob ihr das Amt – gefühlt – als Frau schwerer fiel, als wenn sie sich vorstellte den Posten als Mann auszuüben, darauf hatte sie bereits 1990 gegenüber einer Tageszeitung erklärt: „Welche Arbeit geleistet wird, das ist wichtig, und nicht, ob es ein Mann oder eine Frau ist.“
Den Tag bekomme ich gut rum
Wie sie ihren heutigen Tagesablauf gestalte? „Ach, den Tag bekomme ich schon sehr gut rum“, so Sapia, die drei Enkelkinder hat. Die kann sie „bemuttert“, mit ihnen Kaffee trinken oder auf dem Fußballplatz mitfiebern, wenn es um Sieg und Niederlage geht. Und mit ihrem Mann Werner fahre sie gerne Rad, wandert durch den Bückeberg oder fahre nach Cuxhaven Duhnen, denn die Nordsee lieben beide. Politisch ist Ursula Sapia natürlich auch noch interessiert und aktiv. So ärgert es sie, dass das Anruftaxi eingestellt wurde und der Flex-Bus die Lücke nicht füllen könne. „Außerdem gibt es kaum noch etwas für die ältere Generation, auch die Sommerfahrt ist eingestellt“, kritisiert Sapia die nach ihrer Meinung fehlende Sensibilität der älteren Generation gegenüber. Das habe sie auch feststellen müssen, als sie nach einem Termin für die AWO zum Besuch der Landesgartenschau in Bad Nenndorf im kommenden Jahr angefragt habe: „Einen Programmtag für ältere Menschen gibt es nicht und das Musikprogramm für die jüngere Generation gefällt uns nicht!“ Gelegentlich schaut Sapia deshalb noch auf den Fraktionssitzungen der SPD Auetal vorbei und macht ihrem Unmut Luft. Doch grundsätzlich, so die Rehrenerin, fühlten ihr Mann und sie sich im Auetal „pudelwohl“, obwohl sie mittlerweile gar keinen Hund mehr hätten, scherzt sie. „Das Auetal ist unsere Heimat geworden und wird es auch bleiben!“