Die Betreuung sterbender Menschen hat sich in den vergangenen 20 Jahren sowohl medizinisch-pflegerisch als auch rechtlich erheblich verbessert. Ein würdevolles Sterben ist auch zu Hause möglich. Dazu gibt es ein breit aufgestelltes Netzwerk.

„Die Menschen wissen wenig über den letzten Lebensabschnitt und eine mögliche palliativmedizinische und -pflegerische Versorgung“, beobachtet Sven Goldbach, Leiter eines Hospizpflegedienstes. Zu den möglichen Begleiterscheinungen, mit denen sterbende Menschen zu kämpfen haben, gehören Schmerzen, Atemnot, Übelkeit, Ängste oder innere Unruhe. Dagegen können entsprechende Medikamente verschrieben werden. „Sollte es zum Beispiel am Samstagabend zu einer Verschlechterung kommen, ist nicht automatisch eine Aufnahme in einer Klinik nötig. Die Dosierung der Medikamente kann auch nachts und am Wochenende angepasst werden“, erklärt Sven Goldbach.

Palliativmedizin: Der Wille des Patienten zählt
„Wenn es eine medizinische Indikation für den Einsatz von palliativmedizinischen Maßnahmen und Medikamenten gibt, brauchen wir eine Einwilligung“, erklärt Palliativmediziner Dr. Markus Faust. Viele Patienten können das selbst entscheiden und bestimmen, ob sie künstliche Ernährung, Beatmung, eine Herz-Lungen-Wiederbelebung oder intensivmedizinische Behandlung ablehnen oder eine maximale Therapie wünschen.

Sofern Patienten dazu nicht mehr in der Lage sind, entwickeln die Ärzte einen Behandlungsvorschlag, der die Krankheitsumstände, das Alter und die Lebenserwartung berücksichtigt. Dieser Ansatz wird mit den Angehörigen oder dem zuständigen Betreuer besprochen, um ihn mit dem mutmaßlichen Willen des Patienten in Einklang zu bringen. Wer auf Nummer sichergehen will, regelt das in einer Patientenverfügung mit einem persönlichen Gedanken zur Lebenseinstellung und einer klaren Aussage darüber, ob am Lebensende der Einsatz von Palliativmedizin gewünscht wird.

Verkürzt Morphium das Leben?
Wenn der Palliativmediziner kommt, werden Todesmedikamente verabreicht und der Patient stirbt schneller. „Das ist komplett falsch“, erklärt der Dr. Markus Faust. Opioide – wie etwa Morphin – werden als Schmerzmittel eingesetzt, helfen aber auch bei Atemnot und Angstzuständen. Symptome, die eng miteinander zusammenhängen. Das Ziel ist eine Linderung, das Leben wird dadurch nicht verkürzt. Trotzdem kann genau das passieren, erklärt der Mediziner: „Wenn ein Patient starke Schmerzen hat, werden Botenstoffe wie Adrenalin produziert. Der Körper steht dadurch unter starkem Stress und versucht, auf natürlichem Weg dagegen anzukämpfen. Werden Opioide gegeben, kann es passieren, dass der Patient schneller stirbt – jedoch nicht aufgrund der Medikamente, sondern weil die Schmerzen nachlassen, der Stresshormonspiegel sinkt und der Organismus entspannt.“

Wie viel Opioide werden gespritzt? „Es gibt Tumorpatienten, die nur eine geringe Dosierung haben möchten, um ihnen einen Großteil ihrer Beschwerden zu nehmen. Sie möchten jedoch wach bleiben und vielleicht noch ein paar Schritte gehen. Den verbleibenden geringeren Schmerz nehmen sie in Kauf. Andere sind so voller Angst und schlechter Gedanken, dass sie komplett von ihren Beschwerden befreit werden möchten – auch wenn sie dadurch vermehrt müde sind oder viel schlafen“, weiß Dr. Markus Faust aus Erfahrung.

Ehrenamtliche Hospizbegleitung
Einen wichtigen Baustein innerhalb dieses Netzwerks bilden die ambulanten Hospizdienste. Ehrenamtliche Begleiter bieten regelmäßige Besuche für ein bis zwei Stunden an – zu Hause, im Altenheim oder im Krankenhaus.

Zu den Aufgaben der ambulanten Hospizdienste gehört auch Beratung: So gibt es Patienten, die gerade erfahren haben, dass sie mit ihrer Krankheit kaum noch eine Perspektive auf Heilung haben. Sie wollen nicht zum Psychologen, mögen die Angehörigen nicht belasten, sondern brauchen lediglich einen geschulten Zuhörer, der ihnen beim Sortieren der Gedanken zur Seite steht. Weitere Informationen: In jeder Stadt gibt es eine Koordinierungsstelle zum Thema Hospiz und Palliativarbeit. Foto: Umsorgt wohnen