Suchergebnisse (Familie) | Schaumburger Wochenblatt

Mutter Zahra Nouri und ihren Kindern Emad Aldeen, Ajayat und Ayscha steckt der Schock über den Brand, den Verlust der Wohnung und nahezu allen Besitztümern noch in den Knochen, doch viel mehr bewegt sie die Sorge, wo sie künftig wohnen werden. Derzeit lebt die Familie zu acht in einem Zimmer. (Foto: nh)

Wohnraum dringend gesucht

Plötzlich stand ihre Wohnung in der Schulstraße lichterloh in Flammen – nicht die Rauchmelder, sondern Nachbarn und Passanten haben die neunköpfige Familie noch rechtzeitig warnen können, sodass niemand verletzt wurde. Dennoch hat die Familie durch den Brand nahezu alles verloren und erlebt seit drei Wochen eine wahre Odyssee, denn nirgendwo scheint es ausreichend Platz für die Familie zu geben. Zunächst kamen die neun Familienmitglieder – Mutter Zahra, Vater Abdul Kader sowie die sieben Kinder zwischen zwei und 16 Jahren, ein einem Zimmer beim Schwager in Stadthagen unter. Aufgrund äußerer Umstände und des Platzmangels ein untragbarer Zustand, zwischenzeitlich hat die Familie sogar im Auto geschlafen – das durch den Brand auch in Mitleidenschaft gezogen wurde, jedoch glücklicherweise noch fährt. Aktuell konnte die Mutter mit den sieben Kindern bei einer Bekannten in Bückeburg unterkommen – in einem Zimmer, in dem abends drei Matratzen zum Schlafen ausgelegt werden. Der Kofferraum dient als Kleiderschrank – für die wenigen Dinge, die der Familie geblieben sind. Zwar wurden durch den Kindergarten Unterwallweg zahlreiche Spenden für die Familie gesammelt, aber für die meisten Dinge hat sie gar keine Unterbringungsmöglichkeit. Die Situation macht Nouri sichtlich zu schaffen, wenn sie den Tränen nahe über die vergangenen Tage erzählt, denn sie weiß nicht, wie lange sie noch bei der bekannten bleiben dürfen und wie es dann weitergehen soll. Die Kinder gehen in Bückeburg und Obernkirchen zur Schule und in den Kindergarten, Zahra Nouri arbeitet im Schaumburger Klinikum und ihr Mann Abdul – beide mit deutscher Staatsangehörigkeit – arbeitet in Stadthagen auf einem Schrottplatz. Seit 2005 hat die gebürtige Ägypterin mit ihren Kindern in der Wohnung in der Schulstraße gewohnt, der Schock über die Geschehnisse zu Ostern sitzt noch immer tief. Beide Geschosse der Wohnung sind durch den Brand und das Löschwasser unbewohnbar für unbestimmte Zeit, nun kam auch die schriftliche Kündigung und die Aufforderung, die verbleibenden Dinge bis zum 5. Mai aus der Wohnung zu schaffen. Nouri weiß nicht so recht, wie sie dies alles schaffen soll, zudem bleibt die Sorge, wo ihre Familie dauerhaft unterkommen kann.
Sinnfreie Schmierereien an einer Hauswand. (Foto: pixabay)

Bergmanns Plauderecke

Das ist nicht etwa die Meinung des Kolumnisten über die jungen Leute von heute – nein – das sagte der griechische Philosoph Sokrates 470 – 399 v. Ch. Nun gibt es natürlich einen Grund, diese über 2 000 Jahre alte Weisheit heute zu zitieren. Nachdem ich mich früher bereits einmal über das Thema „Respekt“ geäußert habe, liegt meine Betrachtung heute auf einem etwas anderen Schwerpunkt. Aktuelle Vorfälle auf dem Stadthäger Krammarkt haben mich dazu inspiriert. Da waren des Nachts vermutlich Jugendliche in einen Grillimbiss eingebrochen, hatten sich Würste gegrillt und danach den Imbiss verwüstet. Wenn man denn großzügig den Einbruch in den Grill noch weglächeln kann – wir sind übrigens früher durch ein Loch im Zaun in das örtliche Freibad eingedrungen und haben … na ja … aber eben nichts zerstört – das sinnfreie Zerstören der Einrichtung, das Verspritzen von Saucen, ist nicht zu tolerieren. Am nächsten Tag greift ein 16-jähriger erwachsene Polizisten an. Diese Beispiele könnte ich endlos fortsetzen. Die bloße Zerstörungswut in den vergangenen Silvesternächten, Angriffe auf Notarzt- und Rettungswagen, immer mit dem Ziel, möglichst viel kaputt zu machen, gehören dazu. Lehrerinnen und Lehrer geben oft lange vor der Pensionierungsgrenze entnervt auf. Das alles ist leider kein neues und plötzlich auftretendes Phänomen, sondern vielmehr sind solche Vorkommnisse – anders als früher – immer häufiger zu sehen. Jugendliche brechen nachts in die Häuser der Kleingartenkolonien ein, verdrecken und demolieren die Innenräume. In die gleiche Richtung geht das sinnlose Beschmieren von Hauswänden, Mauern, Brücken, Bahnwaggons und so weiter. Das Wort „Graffiti“ nutze ich hier ausdrücklich nicht – Graffiti hat immer etwas mit Kunst zu tun – das, was ich meine, sind einfach nur Farbschmierereien. Ich weiß, Soziologen und Psychologen haben oftmals wissenschaftliche Erklärungen und sogar Entschuldigungen für die Taten. Ich denke einfach nur pragmatisch und auch ein Stück weit aus der Erfahrung heraus. Es hat sehr viel mit der kleinsten sozialen Gruppe, der Familie, und damit mit Erziehung und Sozialisation, zu tun. Ich erinnere mich noch gut, als ich in jungen Jahren im Übermut eine Scheibe eingeworfen habe, flüchtete und der Vorfall kurze Zeit später meinen Eltern bekannt wurde. Die erzieherischen Maßnahmen zu Hause erspare ich dem Leser – nur so viel – mit einem vom Taschengeld gekauften Blumenstrauß musste ich reumütig bei den Geschädigten auftauchen und Farbe bekennen. Es ist doch bezeichnend, dass mir diese und ähnliche Geschichten heute noch präsent sind. An dieser Stelle ein Bekenntnis für die allzu kritischen Leser:innen (ich nehme mir noch die Freiheit, für einen besseren Lesefluss ansonsten auf die Gender-Punkte zu verzichten): Die große Mehrheit unserer Kinder/Jugendlichen/Heranwachsenden und jungen Erwachsenen sind voll in Ordnung und testen das Erwachsenwerden in akzeptablen Grenzen – in der Regel nicht auf und mit Kosten für andere. Die wenigen aber, denen Regeln egal sind, denen es Spaß bereitet, Schäden zu verursachen, kratzen an dem guten Ruf der jungen Generation. Ich behaupte noch einmal – alles fängt in der Familie an. Vielleicht sehe ich das alles aber auch zu schwarz; auf einer über 5.000 Jahre alten Tontafel der Sumerer ist zu lesen: …Die Jugend … zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, … und ist ablehnend gegen übernommene Werte. Warum eigentlich, sollte es der Gesellschaft heute besser gehen, als vor 2.500 oder 5.000 Jahren? Auf Ihre Meinung bin ich gespannt.
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