Zur Erweiterung der Biogasanlage an der „Lust” gab es eine weitere öffentliche Bürgerinformationsveranstaltung, zu der die Gemeinde Auetal in das Gemeinschaftshaus eingeladen hatte. Sinn der Veranstaltung war es, die Meinungen der Bürger einzuholen, bevor die Mitglieder des Rates der Gemeinde Auetal über den Bauleitplan zu entscheiden haben. Schlugen während einer Ausschusssitzung des Bau- und Planungsausschusses vor einigen Wochen noch hohe die Wellen der Empörung über den Bau der Anlage, so zeichneten sich diesmal Kompromisse zwischen den 60 anwesenden Bürgern und dem Betreiber der Biogasanlage, Landwirt Karl-Ludwig Oldendorf, ab, nachdem Bürgermeister Thomas Priemer die Frage- und Antwort-Runde eröffnet hatte. Matthias Reinhold, vom Planungsbüro Reinhold hatte zu Beginn der Aussprache noch einmal die Fakten genannt, die zu der Erweiterung der Anlage führen. Genehmigt und im Bau ist eine 500-Kilowatt-Anlage, die möglicherweise auf 1,2 Megawatt ausgebaut werden soll. Das sieht die Bauleitplanung vor, über die demnächst entschieden werden muß. Landwirt Oldendorf möchte sich diese Option offen halten, plant aber erst einmal eine Erweiterung auf 750 Kilowatt. Dies sei mit der vorhandenen Anlage machbar, ohne größere Umbaumaßnahmen vorzunehmen. Zu den zwei Biomassebehältern käme ein weiterer Behälter dazu und das schallgedämpfte Blockheizwerk müsste um ein Aggregat erweitert werden. Die Betriebsflächen von zurzeit 200 Hektar müssten allerdings auf 370 Hektar erweitert werden, um genug Biomasse in die Anlage einführen zu können. Zweifel meldetet dagegen Rechtsanwalt Dehne an, der zwei Bürger aus Hattendorf vertritt und Zahlen vorlegte, die eindeutig dem widersprechen, was die Betreiber und der Planer errechnet haben. Aus seiner Sicht müssen 500 bis 600 Hektar Fläche vorhanden sein, um die benötigte Biomasse zu erhalten, was zur Folge hätte, das in der Erntezeit bis zu 40 Fahrzeuge pro Tag den Hof von Landwirt Oldendorf ansteuern und mit ihrem Lärm die Bürger belasten. „Sie machen durch die Logistik all das wieder kaputt, was durch die Biogasanlage an sauberer Energie gewonnen wird”, so der Rechtsanwalt, der dem Konzept keine Zukunft verspricht. Überhaupt war der Anlieferungsverkehr, wie schon in der ersten Informationsveranstaltung ein Kritikpunkt. Anlieger befürchten eine zu hohe Lärmbelastung, die eh schon durch den Steinbruchverkehr gegeben ist. Weiter ungeklärt bleibt auch die Nutzung der entstehenden Wärme. Karl-Ludwig Oldendorf und seine Partner sind offensichtlich auf der Suche nach geeigneten Möglichkeiten. Auf Anfrage aus dem Zuhörerraum ist er bereit, mit Interessenten zu sprechen, die Wärme zur privaten Nutzung abnehmen möchten. Ortsvorsteher Helmut Meier will vergleichbare Biogasanlagen-Betreiber heranziehen, um Erfahrungen auszutauschen. Landwirt Oldendorf und Matthias Reinhold lehnten dagegen den Vorschlag einiger Bürger ab, mit der Erweiterung der Anlage zwei bis drei Jahre zu warten, bis erste Ergebnisse der Anlage, die noch in diesem Jahr in Betrieb gehen soll, vorliegen. „Wenn ich erst in drei Jahren über eine Erweiterung nachdenke und einen Antrag stelle, bin ich pleite”, so der Landwirt, der mit dem Bau der Biogasanlage seine Existenz sichern will. Foto: tt
Landwirt Karl-Ludwig Oldendorf stellte sich den Fragen der Bürger. Die Biogasanlage an der „Lust” soll noch in diesem Jahr ans „Netz” gehen.