Damals erwarb er eine nicht mehr funktionierende „Mutteruhr” eines Bahnhofs. So nannte der Fachmann den wichtigsten Chronometer, der den vielen „Nebenuhren” im Bahnhofsbereich regelmäßige Impulse gab. Schließlich mussten alle Zeiger des Betriebs im Gleichklang ticken. Natürlich haben diese Systeme im Zeitalter von Quarz- und Funkuhrtechnik heutzutage schon lange ausgedient. Aber früher sorgte der Strom für Zuverlässigkeit und vermied zugleich menschliche Fehler. Denn bei einem mechanischen Uhrwerk könnte ja durchaus einmal vergessen werden, es aufzuziehen. Die Impulse aus der Steckdose hoben zum Beispiel im Minutenabstand die Gewichte, stellten die Nebenuhren im Sekundentakt weiter oder sorgten für einen Gleichschlag des Pendels. Bei Energieausfall überbrückten Akkus oder Batterien die Zeit.
Die verschiedenen Techniken hinter dem Zifferblatt kennt Eckardt heutzutage ganz genau. Er schätzt die Zahl ähnlicher sammelnder Experten „auf höchstens zehn in Deutschland”. Aber beim damaligen Kauf seiner ersten Uhr war noch guter Rat teuer. Schließlich hatte der gelernte Bankkaufmann noch nie etwas mit Elektromechanik zu tun gehabt. Auch Befragungen hiesiger Uhrmachermeister brachten ihn nicht weiter.
Hilfestellung kam erst von einem Sammler bei Vlotho, den er über das Internet ausfindig gemacht hatte. Seither hat er wohl jedes Pendel wieder zum Schlagen gebracht, besitzt jede Menge Fachliteratur, wagt sich auch an schwierige Innenleben und ist trotz drohender Platznot immer noch auf der Suche nach Raritäten. Kürzlich war er mit seinem seltenen Hobby sogar Interviewpartner des „Deutschlandradio”, dessen Mitarbeiter eigens nach Lauenau gekommen waren.
So konnte er über sein Hobby und über die Entwicklung der zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfundenen Elektrouhren erzählen, die bis 1970 produziert worden waren. Sie befanden sich vorwiegend bei der Bahn, jedoch auch auf Flughäfen, in Betrieben – überall dort, wo es exakt übereinstimmende Zeitmessungen ankam.
Am meisten staunt der Tüftler über sich selbst: „Ich habe noch nie einen Flop erlebt”, umschreibt er die Tatsache, dass er alle Defekte beheben konnte. Mehr noch: Manchen Anlagen hat er gar neues Leben in neuen Schaltschränken geben können. So funktioniert die Uhrenzentrale des Dillenburger Bahnhofs ebenso wieder wie die komplette Anlage eines Flughafens. Da hat er sich tatsächlich an die Arbeit gemacht, die ganze Konstruktion in einem Schaltschrank neu zu ordnen, Kabelbäume zu verlegen und Relais und Armaturen einzusetzen.
Fast zu jeder Uhr könnte der 42-Jährige eine Geschichte erzählen: zum Beispiel über eine Nebenuhr aus dem Leipziger Hauptbahnhof, über ein altes Schweizer Fabrikat mit einer speziellen Technik oder aber über den zentralen Zeitmesser, der früher im hannoverschen NDR-Funkhaus hing und heute im extra angefertigten Holzgehäuse das Wohnzimmer ziert. Über all tickt es im Haus: mal laut und vernehmlich, mal ganz dezent. Die volle oder halbe Stunde aber wird nicht akustisch markiert: Etwaige Läutewerke hat er mit Rücksicht auf die übrigen Hausbewohner abgestellt. Foto: al