Die Jury hat sich bei der diesjährigen Vergabe der Julius-Rodenberg-Medaille erneut für mehrere Preisträger entschieden, angesichts der hohen Qualität der eingereichten Beiträge. Die Medaille erhielt Jakob Springfeld aus Zwickau für sein Buch „Unter Nazis – jung ostdeutsch gegen rechts“, der zweite Platz ging an die Rodenberger Schülerin Jara Dietrichkeit (14), der dritte an ein Studentinnen-Duo aus Göttingen.
Die Stadt Rodenberg zeichnet mit dem Preis junge Menschen aus, die sich für die drei Werte Demokratie, Humanismus und Weltoffenheit einsetzen. Stadtdirektor Dr. Thomas Wolf hob in seiner Begrüßung bei der Veranstaltung im Schloss auf der Museumsinsel hervor, dass dieser Dreiklang in Europa und der Welt immer mehr in Gefahr gerate. Umso wichtiger sei es, dass sich junge Menschen mit diesen Werten auseinandersetzen würden.
Die Laudatorin Anke Pörksen, Staatssekretärin und Regierungssprecherin der Niedersächsischen Landesregierung, betonte, dass die Arbeit der Jury angesichts des hohen Niveaus der Beiträge eine Freude gewesen sei. Die drei Preisträger hätten sich in „sehr überzeugender Weise“ mit ihren jeweiligen Themen auseinandergesetzt. Pörksen forderte dazu auf, dass sich jeder einzelne in seinem Wirkungskreis für Demokratie, Humanismus und Weltoffenheit einsetzen sollte. Jan Arning, Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Städtetages und Jury-Mitglied, erklärte, dass es angesichts der vielen hochwertigen Beiträge schwierig gewesen sei, sich auf die festzulegen, die auszuzeichnen seien. Auch deshalb habe sich die Jury, für drei Preisträger entschieden.
Der 23-jährige Jakob Springfeld blickt in seinem Buch auf seine Erlebnisse in seiner Heimatstadt zurück, geprägt von Anfeindungen und Gewalt von Rechtsradikalen. Pörksen hob den Mut des 23-jährigen Autoren hervor, der sich in teilweise gefährlichem Umfeld für Menschen einsetze, die ausgegrenzt und bedroht werden. Mit seinen Lesereisen bestärkt er Menschen, in schwieriger Situation weiter gegen Rassismus und antidemokratische Umtriebe Flagge zu zeigen. „Einen würdigeren Preisträger hätten wir nicht finden können,“ erklärte Pörksen.
Mit einem zweiten Preis zeichnete die Stadt Rodenberg die Gymnasiastin Jara Dietrichkeit aus. Sie befasste sich in ihrem im Rahmen der Begabtenförderung erstellten Projekt mit dem Schicksal des Rodenberger Sozialdemokraten Paul Jost, auf den sie durch den Stolperstein in der Deisterstadt aufmerksam geworden war. Dieser hatte Widerstand gegen das NS-Regime geleistet, wurde verhaftet und im Gefängnis im Hameln inhaftiert. Er starb dort im April 1945, drei Wochen nach Übernahme des Zuchthauses durch das US-Militär. Dietrichkeit nutzte das Medium der „Grafic Novel“, um an Paul Jost zu erinnern. Pörksen lobt die „guten Texte“ und „eindringlichen Bilder“ mit denen Dietrichkeit das Thema Widerstand im Dritten Reich darstellte.
Der dritte Preis ging an die Studentinnen Elisa Erpenbeck und Mara Müller aus Göttingen. Diese drehten einen Film mit dem Titel „Caution Colonialism“ (übersetzt etwa „Vorsicht Kolonialismus) über den Besuch von Ningiree Kauvee in Göttingen. Die Angehörige des Volkes der Herero unternahm mit weiteren Aktivisten eine Reise durch Deutschland, um sich auf die noch immer vielfach gegenwärtigen Spuren des Kolonialismus zu heften. Das Deutsche Kaiserreich hatte im heutigen Namibia einen Vernichtungskrieg gegen Herero und Nama geführt. In Archiven der Universität in Göttingen werden bis heute Schädel und weitere Knochen von Herero verwahrt. Die Preisträgerinnen hätten eine „sehr persönlichen und emotionalen Zugang“ zu der Thematik des Kolonialismus gefunden, wie Pörksen festhielt.
Foto: bb/Stadt Rodenberg