Um den nötigen Abstand von der jeweiligen Arena musste nicht lange gemahnt werden. Den hielten die Zuschauer schon von selbst ein, als der Braunschweiger Schwertschmied Stefan Roth die Schneidfähigkeit seiner scharfen Waffe demonstrierte. Diese hat er selbst nach einem Original aus dem 15. Jahrhundert nachgebildet. Mit dem allerdings sorgfältig ummantelten Langschwert kämpften die beiden Deutschen Alexander Neppe und Thomas Howe. Zuvor standen sich Alex Kiermeyer (Deutschland) und Philipp Marshall (Großbritannien) mit dem Degen gegenüber. Später sollte es in derselben Disziplin noch richtig ernst zugehen: Der Kanadier Lee Smith und Alexander Brainin aus Israel fochten das vorgezogene erste Finale. Einer von beiden musste bereits am nächsten Morgen wieder zum Flughafen. Smith gewann – allerdings mit Blessuren: Ein Hieb hatte ihm offenbar am Arm getroffen. Doch Blaue Flecken sind bei den Kampfkünstlern trotz Hals- und Gesichtschutz, dicken Jacken und gepolsterten Ärmeln offenbar an der Tagesordnung. Mehrfach kam die vom Rodenberger DRK-Ortsverein gestellte Sanitätsbereitschaft zum Einsatz. „Aber Blut”, versicherte deren Leiter Fred Angerstein, „ist nicht geflossen”.
Zum Auftakt hatte Hausherr Börries von Hammerstein stolz erklärt, dass sein Familienname zum ersten Mal 948 bei einem Ritterturnier in Konstanz erwähnt worden sei. Apelerns Bürgermeister Heinrich Oppenhausen verwies auf das Engagement der Turnier-Initiatoren Colin Richards und Sandra Schneider im örtlichen Sportverein, in dem es schon seit Jahren eine Kampfkunstsparte gibt. Schneider gab das Lob zurück: Die Gemeinde Apelern sowie rund 50 Helfer aus Sportverein und Feuerwehr hätten großartige Unterstützung geleistet: „Von uns allein wäre die achttägige Veranstaltung nicht zu schaffen gewesen.” Wegen der internationalen Beteiligung wurden sämtliche Reden zweisprachig gehalten: Sandra Schneider und Gritli Tegtmeier erledigten die Übersetzungen. Der Abend klang aus mit weiteren Vorführungen; zum Beispiel mit dem Anlegen einer 30 Kilogramm schweren Rüstung. Dem Franzosen Philipp Willaume mussten zwei „Knappen” assistieren, um Harnisch, Bein- und Armschutz anzulegen. Trotzdem war Willaume nicht hundertprozentig gesichert: An den Übergängen der sorgfältig genieteten Teile boten sich weiterhin Angriffsflächen für gegnerische Klingen.
Dass die Kampfkunstexperten nicht gerade zimperlich miteinander umgehen, war auch an den folgenden Turniertagen zu beobachten. Verbissen wurden Waffen und Schilde eingesetzt; eine dreiköpfige Jury registrierte und bewertete jede Bewegung. Den Turniersiegern winkten neue Ausrüstungsgegenstände; vor allem Waffen im Wert bis zu 2500 Euro. Neben dem Kanadier Smith (Degen) platzierten sich folgende Kämpfer an der Spitze der einzelnen Disziplinen: Alexander Brainin (Israel) mit dem Langschwert (Stahl), Sigi Fischer (Deutschland) mit Langes Messer, Thomas Rickert (Deutschland) mit Langschwert (Leder) sowie Tim Gallager (Großbritannien) mit Schwert und Schild. Foto: al