Sozusagen als feierliche Eröffnung spielten David Tebbe (Violine) und Professor Siegfried Schick (Pianoforte) als Erstes die Polonaise Brillante D-Dur von Henryk Wieniawski. Als Meister ihres Faches entfalteten die beiden Musiker ihr Können in einem fein abgestimmten Zusammenspiel. Die „Sonate für zwei Flöten” des Bach-Sohnes Wilhelm Friedemann (1710 – 1784) sorgte im zweiten Beitrag des Abends für eine zart-innige „Gegenwelt” zum Auftakt. Eine sich wiegende, feinnervige, durch viele Triller verspielt-heiter daherkommende, melodisch markante Musik, vollendet vorgetragen von dem seit vielen Jahren im Zusammenspiel bewährten Flöten-Duo Wanda Sokolowskaja und Peter Martin. Danach eine Komposition des überragenden Meisters der Barockmusik, das Praeludium Es-Dur aus den Suiten für Violoncello BWV 1010 von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750). Professor Konrad Haesler, kongenialer Cello-Solist, bot die lange Kette des unentwegt wiederkehrenden, aber auch unentwegt variierten Grundmotivs als das dar, was sie ihrem Wesen nach ist: ein Beispiel für absolute Musik, die auf alles Außermusikalische verzichtet. Das Flöten-Dou Wanda Sokolowskaja und Peter Martin ließ in einem makellosen Zusammenspiel zwei „Harmoniemusiken” aus dem Don Giovanni von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) erklingen. Hier konnte man den Eindruck gewinnen, es gehe den beiden Interpreten neben dem eigenen ausdrucksstarken, technisch perfekten Spiel auch darum, durch feine Nuancierungen und behutsames Zurücknehmen des eigenen Parts das Können der Partnerin, des Partners in umso helleres Licht zu setzen.
Den Abschluss des Abends bildete ein Bravourstück der Extraklasse, eins der schwierigsten Werke für die Gattung Violine überhaupt, die Paraphrase über die Arie „Di tanti palpiti” aus Rossinis Oper Tancred, vorgetragen wiederum von David Tebbe, den Professor Siegfried Schick am Pianoforte begleitete. Nach kräftigen, rhythmisch markanten Eröffnungsakkorden des Klaviers erklang das ruhig fließende Thema des Stückes. Auch bei diesem Interpreten-Duo war zu beobachten, wie der Pianist bei aller Deutlichkeit des eigenen Parts die diskrete, zurückhaltende Begleitung wählte, um dem Geiger nicht den führenden Part streitig zu machen. Langer, wohlverdienter Beifall des Publikums. Klaus Ottich