So alle fünf Jahre schreibt Hilde Dohm Einladungen und telefoniert mit ehemaligen Schulkameradinnen und –kameraden, mit denen sie in den Jahren zwischen 1941 und 1953 in die Grundschule gegangen ist.
Das Klassentreffen der „Ehemaligen” konnte nach 1994 deshalb zum vierten Mal begangen werden, auch wenn die „Amerikaner” diesmal nicht dabei sein konnten. Einige der früheren Schulgänger der kleinen Grundschule haben als Auswanderer den Sprung über den „Teich” gewagt und dort eine neue Heimat gefunden. Von den 50 angeschriebenen Schülern sind 24 der Einladung von Hilde Dohm gefolgt. Die meisten von ihnen sind im Auetal oder in Deutschland geblieben, wie Heinz Hecht, der heute in Radolfzell lebt und sich genauso wie Irma Hoffmann, (geborene Blasitzke) aus Düsseldorf freute, alte Freundschaften zu beleben und über die „gute alte Zeit” zu reden. Nach einem gemeinsamen Essen im Gemeinschaftshaus und einem Besuch in der Schillathöhle blieb auch genügend Zeit, Erinnerungen aufzufrischen, wie die Geschichte mit den Gummistiefeln der Kinder aus Bodenengern.
Damals war die Verbindung zu dem Ortsteil natürlich noch nicht geteert. Die Straße glich nach starken Regenfällen eher einem unpassierbarem Feldweg. Also mussten die Schulkinder die zwei Kilometer bis zur Schule in Gummistiefeln zurücklegen.
Bei diesen Erzählungen stellte sich dann noch eine weitere Tatsache heraus, die vielen der ehemaligen Grundschüler nicht bekannt war. Gerda Tietz, geborene Kieschweski wohnte zwar in Bodenengern, ging aber in Borstel zur Schule. „Zum Klassentreffen werde ich aber immer nach Rannenberg eingeladen”, freute sich die ehemalige Auetalerin, die jetzt in Bielefeld wohnt. Im Winter wurde die Dorfstraße zur Rodelbahn umfunktioniert, was den damaligen Milchfahrern überhaupt nicht behagte, weil die Fahrbahn glatt wurde und sie mit ihren Fuhrwerken nicht den Berg hoch kamen, um bei den Landwirten die Milchkannen abzuholen. Im Religionsunterricht sprangen die Jungen schon mal aus den Fenstern und versteckten sich vor dem Pfarrer. Nur von den Lehrern Karl Schulz, der von 1906 bis 1950 und von Ludwig Beißner, der von 1950 bis 1968 die acht Klassen in einem Raum unterrichtete, reden die ehemaligigen Schüler noch heute mit großem Respekt. Auf einen neuen Termin zum Klassentreffen mochten sich die Teilnehmer noch nicht einigen. „Unsere Hilde wird sich in vier oder fünf Jahren bei uns schon wieder melden”, so der gleichlautende Tenor.
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