Beide Gemeinschaften richteten jetzt für die Reisevereinigung Deister/Süntel eine Ausstellung aus. Sie wollten Gleichgesinnten und interessierten Besuchern die schönsten und die am weitesten gereisten Tauben zeigen. Denn ihre Rassen drehen nicht nur knappe Runden über den Dächern des Dorfes, um sich in frischer Saat niederzulassen. Die Männchen und Weibchen legen in der warmen Jahreszeit Strecken zwischen 150 und 700 Kilometer zurück. Sie werden nach Hessen, Süddeutschland oder gar Frankreich gebracht und dort aufgelassen.
Die baldige Rückkehr können die Züchter kaum erwarten: „Das ist der Reiz unseres Hobbys”, betont Korf. Dass damit auch Nervenkitzel verbunden sein kann, verschweigen er und sein Pohler Kollege Heinrich Freise nicht. Habicht und Sperber bilden eine natürliche Gefahr; Schlechtwetterfronten und Hochspannungsleitungen können ebenfalls das Leben einer versierten Reisetaube abrupt beenden lassen. Freise, der bis zu hundert Tiere in großen Volieren hinter seinem Haus hält, sah der Ausstellung mit besonderem Interesse entgegen. Seine Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden bestätigten sich: Der Pohler platzierte sich mit der besten Gesamtleistung vor Karl-Heinz Stumme (Hamelspringe) und Friedrich-Wilhelm Korf (Feggendorf). Dank seiner Tiere gewann er auch die beiden Sonderklassen, die Wertung der weiblichen Alttiere und die der männlichen Jungtiere. Das beste männliche Alttier und das weibliche Jungtier stellte Stumme. Georg Siebert aus Hamelspringe freute sich über das schönste jährige Männchen; in der weiblichen Disziplin belegte Korf den ersten Platz. In der sogenannten „ungereisten Klasse” mit den nicht von Flugstrapazen gezeichneten Tieren gewann Fritz Mensing fast alle Wertungen.
Noch interessanter war für die Experten die Wertung der Flüge. Meister der Reisevereinigung sind Rositha und Ernst Hoppe aus Böbber geworden, deren fünf Tauben zusammen 19232 Kilometer zurückgelegt haben. Weitere Meister der Reisevereinigung sind Korf (männliche Alttiere, jährige Männchen sowie in den Wertungen von Mittel- und Kurzstrecke), Hoppe (weibliche Alttiere) und Freise (Jungtiere). das beste Männchen in der Einzelwertung stellte Freise mit zehn Preisen und einer Distanz von 4139 Kilometern. Das wurde allerdings von einem weiblichen Alttier überboten: Die Taube aus dem Schlag von Wilhelm Meyerhoff schaffte elf Preise auf 4337 Kilometern. Die Zuchtgemeinschaft Dehne machte übrigens auch auf Regional-Ebene auf sich aufmerksam. Mit ihrer Erfolgstaube belegten sie auch dort den ersten Platz. Sie war 20 Minuten schneller als die gefiederte Konkurrenz. Foto: al