Sie verpassen die fröhlichen Ereignisse um ein eigentlich ganz ernstes Thema. Denn Mine (Susanne Strohwald) und Tine (Dagmar Hitzemann) besitzen den Bauernhof jeweils zur Hälfte. Das ist wörtlich zu nehmen: Der Frühstückstisch wird sorgfältig in der Mitte geteilt; die beiden Haushälterinnen Rieke (Christine Reinecke) und Frieda (Anja Hägerling) putzen jeweils nur den halben Raum. Um den einzigen Trecker eskaliert an jedem Morgen zwischen den Tanten ein Streit über die jeweilige Nutzung.
Die beiden Kinder Lothar (Stephan Wichmann) und Anke (Annika Jünemann) können sich da weitaus schneller einigen – und würden wohl heftiger zueinander finden, wenn sie nicht Cousin und Cousine wären. Doch das klärt sich später auf wundersame Weise.
Und dann ist da noch Hannes (Thorsten Bäuchle), der der Kornflasche frönt und deren sich anbahnende Leere mit Wasser aus der Blumenvase ausgleicht. Immer wieder gefällt er mit Lebensweisheiten („Je älter das Weib, desto zäher das Fell!”), muss aber regelmäßig körperliche Verweise einstecken – unter anderem Backpfeifen von Frieda, weil er deren „wabbelige” Figur mit der der schlanken Anke vergleicht. Dass er dieser „in Theorie und Praxis” das Melken beibringen will und eigens dafür einem Schaukelpferd ein Euter anmontiert, kommt bei Frieda ebenso falsch an wie Riekes Schwärmen um Lothar bei Anke.
Zwischendurch gehen Rieke und Frieda mutig mit Mistforke und Dreschflegel gegen ein im Schrank vermutetes Gespenst vor. Zudem sinnt Frieda darauf, ihren unseligen Wachposten am umstrittenen Trecker loszuwerden. Später steckt sie einfach den Forkenstiel in den Auspuff und sorgt für neues Unheil im Tantenstreit. Dabei hatte die Gemeindeschreiberswitwe Tine („Wir sind es unserem Stand schuldig, einen Standpunkt zu haben.”) die Lust an der Landwirtschaft schon verloren, weil sie doch lieber eine Liaison mit dem betrügerischen Maschinenhändler Grasmeyer (Rainer Langhals) eingegangen wäre.
Zu guter Letzt finden sich natürlich Lothar und Anke und auch Frieda und Hannes – und das Publikum zu Bockwürstchen, ohne die eigentlich kein Soldorfer Theaterabend denkbar ist.
Die hatte Klaus Isensee schon rechtzeitg vor dem letzten Vorhang vorbereitet, nachdem er mit Hartmut Hitzemann in einem stürmischen Auftritt auf der Bühne agierte. Der dankbare Premierenapplaus galt jedoch auch Souffleuse Bärbel Jünemann und Techniker Achim Hitzemann sowie generell den ersten 30 Jahren des lokalen Laienspielwesens. Solche Aufführungen wie diese sollten sich noch oft in jedem März im kleinen Soldorfer Theatersaal ereignen. Foto: al