Die Sozialpädagogische Familienhilfe ist eine freiwillige, ambulante Maßnahme und findet innerhalb der Familie statt. Ein Tag der „Offenen Tür” sei eine gute Möglichkeit bekannt zu machen, dass das Jugendamt ein derartiges ambulantes Hilfsangebot bereithält, sagte die hauptamtliche Diplom-Sozialarbeiterin Anemone Kohlmeier, die gemeinsam mit 22 pädagogischen Fachkräften auf Honorarbasis die Familienhilfe bildet. Dabei gehe es dem Jugendamt nicht darum, die Kinder aus den Familien zu holen – oder zu „klauen” wie es manch einer noch meine –, betonte Kohlmeier. „Wir wollen das bestehende Familiensystem stärken, um gemeinsam zum Ziel zu kommen”, steuerte sie dem Vorurteil entgegen.
Die Hilfe richtet sich an Familien, deren Lebenssituation durch massive materielle Probleme und familiäre Belastung gekennzeichnet ist. Laut des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG) soll die Sozialpädagogische Familienhilfe durch intensive Betreuung und Begleitung Familien in ihren Erziehungsaufgaben, bei der Bewältigung von Alltagsproblemen, der Lösung von Konflikten und Krisen sowie im Kontakt mit Ämtern und Institutionen unterstützen und Hilfe zur Selbsthilfe geben. Sie sei auf längere Dauer angelegt und erfordere die Mitarbeit der Familie.
Im gesamten Kreisgebiet werden zurzeit rund 70 Familien mit 175 Kindern betreut. Wie Felicitas Gerbode-Windheim berichtete, habe sich die Betreuung aber im Laufe der Jahre verändert. Seit 2003 gebe es vermehrt Kontrollaufträge beispielsweise durch das Familiengericht bei Kindeswohlgefährdung. „Eltern fühlen sich immer weniger verantwortlich für ihre Kinder, dafür steigt aber der Anspruch gegenüber öffentlichen Hilfen”, erklärte die Diplom-Pädagogin. Weitere Gründe für die veränderte Betreuungssituation seien unter anderem eine wachsende Anzahl von psychischen Erkrankungen in den Familien und die Zunahme von alleinerziehenden und vor allem unter 18-jährigen Müttern.
Erfolg lässt sich in der Familienhilfe nur schwer definieren. „Für uns ist es schon ein Erfolg, wenn wir verhindern, dass die Kinder aus dem Familiensystem heraus geholt werden”, stellte Gerbode-Windheim heraus. Kontakt zur Sozialpädagogischen Familienhilfe können Interessierte telefonisch unter 05721 / 893422 aufnehmen, die Räumlichkeiten sind in der Breslauer Straße 11 in Stadthagen zu finden. Die Sprechzeiten sind montags von 8 bis 10 Uhr und donnerstags von 15 bis 16.30 Uhr. Foto: jl