„Erst 150 Jahre ist es her, dass der Mensch die Glühbirne erfunden hat”, sagt Landrat Jörg Farr. Doch schon jetzt sind die Folgen des Energieverbrauchs deutlich zu spüren. Gas-, Strom- und Heizölpreise schnellen in die Höhe und belasten die Geldbeutel von Sozialschwachen und dem lokalen Wirtschaftsraum enorm. „So kann das nicht weitergehen, unser zentrales Ziel ist, die Klimaerwärmung zu begrenzen und die Energieversorgung für Bürger bezahlbar machen”, so Farr. Laut ihm gebe es zurzeit 44 Windkrafträder, 16 Biogasanlagen, 500 Photovoltaik- und 100 Biotermische Anlagen im Landkreis.
Kurz erinnerte er an die Katastrophe in Fukushima. Selbst in hochtechnisierten Ländern sei Atomkraft unbeherrschbar. Dabei sind umweltfreundliche Energien längst verfügbar: Als Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung eines Klimaschutzkonzeptes referierte an diesem Abend Hinnerk Willenbrink aus dem Kreis Steinfurt.
Dreimal so groß wie Schaumburg jedoch mit ähnlicher Einwohnerzahl (LK SHG 160.000) und sehr ländlich geprägt, setzt der Kreis im oberen Westen besonders auf Wind- und Sonnenenergie. Willenbrink ist freier Mitarbeiter bei „Haus im Glück” einem Verein, der sich für die energetische Sanierung von Altbauten und die Nutzung von erneuerbaren Energien einsetzt. „Energieautark 2050, nennt sich die Philosophie unseres Klimaschutzkonzeptes”, sagt Willenbrink. Und die Selbstversorgung durch örtlich produzierte Energie betrage jetzt schon, im Jahre 2011, zwischen 40 und 50 Prozent. Laut seinen Aussagen müsse auf lange Sicht das Land die Stadt mit Energie versorgen und die Einnahmen spätestens 2050 die Ausgaben übersteigen. 42 Unternehmen aus Steinfurt haben sich zum Start des Klimaschutzkonzeptes mit einer Kofinanzierung von 141.000 Euro aus der eigenen Tasche beteiligt.
Verschiedene Arbeitskreise arbeiten wichtige Themen auf und entwickeln Projekte. So gibt es zum Beispiel die sogenannte Wallheckenpflege: Das anfallende Holz wird als Brennstoff zum Heizen weiter verwendet. Im Kreis gibt es 117.000 zu sanierende Wohneinheiten die vor 1979 erbaut worden sind. Der Verein „Haus im Glück” sichert damit den örtlichen Handwerkern ihre Arbeit.
Nun will der Landkreis Schaumburg durchstarten. Hilfestellung gibt die hannoversche target GmbH unter der Projektleitung von Andreas Steege. Er stellte bei der Auftaktveranstaltung die zukünftigen Bausteine zur Umsetzung vor. Diese richten sich nach den Vorgaben der BMU - Klimaschutzinitiative, welche Klimaschutzkonzepte von Kommunen auf Antrag fördert. Am Anfang steht der Beteiligungsprozess, die Einbindung aller wichtigen Akteursgruppen wie beispielsweise zur energetischen Gebäudemodernisierung, Straßenbeleuchtung, Energieeffizienz in Unternehmen und Energiemanagement in kommunalen Liegenschaften. Weiter geht es mit der Erstellung einer CO2- und Energiebilanz. Danach werden die regionalen Potenziale zur CO2-Minderung ermittelt - Konzepte und Technologien für eine nachhaltige Energieversorgung entwickelt. Es folgen Maßnahmeempfehlungen wie die Erhöhung der Sanierungsquote. Zielgruppen sind dabei private Eigentümer von Ein- bis Zweifamilienhäusern. Der fünfte Baustein wird die Entwicklung von Klimaschutzszenarien für den Landkreis Schaumburg bis 2020.
Aus Niedersachsen sind bereits 371 Anträge bei der BMU eingegangen und bewilligt worden. Nach Angaben Steeges sei das Bundesland damit das aktivste in Sachen Klimaschutz.
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