Graf Wilhelm, 1724 in London geboren, hatte 1748 die Regierung des kleinen Landes Schaumburg-Lippe übernommen. Er habe genau gewusst, so Bührmann in die Ausstellung einführend, dass er sich zwischen seinen großen Nachbarn politisch und militärisch klug verhalten musste, um seine etwa 17.000 Untertanen zu schützen und dem Land die Unabhängigkeit zu bewahren.
Unter strenger Geheimhaltung hatte Graf Wilhelm an einem Wintertag im Frühjahr 1761 den Grundstein für die Inselfestung Wilhelmstein, etwa 1.400 Meter vom nächsten Ufer entfernt, gelegt. Fünf Jahre lang wurden nun an dieser Stelle jeden Tag 40 Fuder große und kleine Steine, Kies, Sand und Bauschutt in den See geschüttet. Von nah und fern musste die Bevölkerung Baumaterial nach Steinhude und Hagenburg liefern. Im Sommer wurde es mit Booten und im Winter mit Schlitten an die markierte Stelle gefahren. 1765 zeigten sich endlich die ersten Steine oberhalb der Wasserfläche.
Mit der Fertigstellung der Inselfestung 1767 richtete Graf Wilhelm in ihr eine Kriegsschule ein. Sie diente der Ausbildung von Offizieren. Der mehrjährige Besuch der Schule war kostenfrei. Die Schüler lebten abwechselnd auf der Insel und in Steinhude. Die Festung Wilhelmstein wäre heute kein so bemerkenswertes Bauwerk, wenn sie sich nicht wenigstens einmal bewährt hätte.
1787, zehn Jahre nach dem Tod des Erbauers, begannen Soldaten des Landgrafen Wilhelm IX. von Hessen-Kassel von Rinteln aus das Land Schaumburg-Lippe zu besetzen. Ernsthaften Widerstand leistete nur der Wilhelmstein. Der Kommandant und eine etwa 20 Mann starke Truppe blieben standhaft. Der Beschuss mit Kanonen misslang, weil man sie wegen des morastigen Untergrunds nicht nah genug an den See heran bekam. Da der Seeweg ans Nordufer ins befreundete Kurfürstentum Hannover nicht abgeschnitten werden konnte, blieb die Versorgung gesichert und die Taktik des Aushungerns der Festungsbesatzung scheiterte ebenfalls. Fürstin Juliane war erfolgreich mit einer Beschwerde beim kaiserlichen Reichshofrat.
Als Preußen und Hannover das Mandat erteilt wurde, Schaumburg-Lippe notfalls mit Gewalt zu befreien, traten die Hessen den Rückzug an.
Die Insel Wilhelmstein ist heute noch im Besitz der Adelsfamilie Schaumburg-Lippe. Zwischen 2005 und 2009 ließ Inselbesitzer Fürst Alexander zu Schaumburg-Lippe für rund eine Million Euro umfangreiche Renovierungen an den historischen Inselgebäuden vornehmen, um die Insel für den Fremdenverkehr attraktiver zu machen. Foto: hb/m