Mit Dieter Störig („ein absoluter Glücksfall”) verfüge das Museum, so Raschke, über einen exzellenten und herausragenden Modellbauer, der in akribischer Detailarbeit Drehflügler zum Leben erweckt und der allgemeinen Betrachtung zur Verfügung stellt. Der 72-jährige Dieter Störig hat sich bereits als Schüler mit dem Modellbau von Schiffen beschäftigt. Während einer Tischlerlehre erfolgte der erste Bau eines Segelflug-Modells. Auch während der fünfjährigen Wanderschaft als Tischlergeselle behielt er immer den Modellbau im Auge. 1964 begann er ein sechssemestriges Studium der Innenarchitektur in Detmold, parallel dazu ein Studium der Hubschraubertechnik. Seit 2001 ist Störig Mitarbeiter im Hubschraubermuseum. Die von ihm gefertigten Modelle sind überwiegend nicht im Handel erhältlich, sind Unikate und erlauben einen eindrucksvollen Blick in die Hubschraubergeschichte.
Die beiden jüngsten Werke von Dieter Störig betreffen die Hubschrauber aus der Borgward-Focke-Ära, Kolibri I und Kolibri II. Zwölf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wagte sich der Autofabrikant F.W. Borgward als erster Unternehmer in Deutschland wieder an die Entwicklung eines Hubschraubers. Er betraute den erfahrenen Bremer Pionier Professor Henrich Focke mit dieser Aufgabe im Jahr 1957.
„Focke startete mit seinem 25-köpfigen Team von Spezialisten, das in den Bremer Werkshallen von Borgward schnell die ersten Konstruktionszeichnungen auf die Reißbretter brachte”, erinnerte Störig an die Anfänge. Hier sei auch die Fertigung der beiden Prototypen „Kolibri I” und „Kolibri II” erfolgt. Der offizielle Erstflug des unverkleideten „Kolibri I” mit der Kennung D-HEDI erfolgte am 1. Juli 1958 und wurde von der Presse begeistert aufgenommen.
Parallel zu den „kleinen” Kolibris hat sich Focke mit seinem kleinen Team mit der Entwicklung riesiger mehrrotoriger Hubschrauber befasst. Insgesamt acht Typen mit starken Namen wie „Herkules” und „Atlas” wurden gezeichnet und berechnet. Aber dann kam plötzlich alles ganz anders.
Trotz viel versprechender Flugerprobungen und der geplanten, kurz bevorstehenden Abnahme durch das Luftfahrtbundesamt musste das insgesamt 4,3 Millionen D-Mark teure Kolibri-Projekt wegen der Insolvenz und der folgenden Liquidation des Borgward-Konzerns eingestellt werden. Der letzte Flug des Kolibri I mit Ewald Rohlfs am Steuerknüpple erfolgte am 7. März 1961. Vor dem Insolvenzverwalter habe man nur einige wenige Exponate für das Hubschraubermuseum retten können: das Gestell mit dem Getriebe, dem Rotormast und dem Rotorkopf, die drei Rotorblätter mit Sperrholzbeplankung und der Doppel-Heckrotor, durch den „Mischrahmen” von Hand steuerbar.
„Nun ist durch die beiden Modell-Rekonstruktionen der beabsichtigte museumspädagogische Zusammenhang zwischen den abstrakten drei Exponaten für die Besucher historisch und technisch sichtbar gemacht worden”, meinte Störig abschließend. Foto: hb/m