Eine Schülergruppe der Oberschule Bückeburg rund um Lehrer Klaus Maiwald hat am Tag des offenen Denkmals an die Familie Rautenberg erinnert. „Der Denkmaltag ist eine großartige Gelegenheit, sich auch mit der Geschichte jüdischer Menschen zu befassen”, sagte Klaus Maiwald, der sich im Rahmen der Geschichtsaufarbeitung von Juden in der NS-Zeit vor allem in Schulen in Bückeburg einen Namen gemacht hat. Er war und ist an dem Projekt „Bückeburg unter dem Hakenkreuz” beteiligt. Bei der Gedenkfeier vor Ort waren auch Bürgermeister Reiner Brombach, Sigmund Grad Adelmann von der Schaumburger Landschaft, Pastor Jan-Uwe Zapke und Bodo Riehtmüller vom Landesverband Jüdischer Gemeinden sowie Bernd Hellmann vom Förderverein Ehemalige Synagoge Stadthagen. Sowohl Reiner Brombach als auch Sigmund Graf Adelmann haben Erwin Rautenberg bei einem Besuch in Bückeburg noch kennengelernt. „Ich konnte kaum verstehen, dass er durch seinen Besuch die Geschichte wieder aufleben lassen hat”, erklärte Brombach. Trotz all seiner Verwerflichkeit müsse man sich eingestehen, dass der Nazi-Gedanke in Deutschland immer noch lebe. Der Name Rautenberg stehe nun gegen diese menschenverachtende Ideologie, so Brombach. Er erinnerte an die „ziemlich starke rechte Gruppe in Bückeburg”, die es durch großes Bürgerengagement gelang zu bekämpfen. Schaumburg sei gut vernetzt, um rechts Gesinnten entgegenzutreten, bekräftigte auf Bernd Hellmann. Riethmüller lobte die Arbeit Maiwalds mit den Jugendlichen, die helfe, Schwellenängste vor dem Judentum abzubauen. Ein Stigma, welches letztlich zur Shoah geführt hatte, aufzubrechen, neu zu erforschen und zu entdecken. „Wir dürfen nicht wegschauen – wir müssen wachsam sein”, sagte er. Antisemitismus gebe es in allen Bevölkerungsschichten. Er erinnerte an die vielen Grabschändungen und benannte diese als „großen Schmerz für Juden”. Pastor Zapke zeigte sich „beschämt, was einst die Christen getan haben”. Für ihn sei besonders prägend das Buch des Psychologen Viktor E. Frankl „Trotzdem Ja zum Leben sagen”. Er beschreibt detailliert, was in einem Vernichtungslager vor sich geht und was eine solche Situation mit der Psyche macht. „Welch köstliches Gefühl muss es sein, nichts mehr fürchten zu müssen”, sagte Zapke. Die Familie Rautenberg: Leo Rautenberg eröffnete gemeinsam mit Ehefrau Rosa an der Schulstraße 21 ein Zigarren- und Tabakhaus und später ein Vogtländisches Gardinenhaus. Rosa brachte neben Erwin auch Tochter Ruth zur Welt, verstarb aber bei der Geburt des Sohnes Manfred. Nach Leo Rautenbergs Tod verbrachten Stiefmutter Selma, Ruth und Manfred ihr Leben im sogenannten Judenhaus an der Obertorstraße 6. Am 10.Dezember 1941 wurden sie mit dem ersten Deportationszug ins Ghetto Riga gebracht: Selma wurde dort verbrannt, Ruth starb an den Folgen medizinischer Versuche und Manfred verstarb kurz nach seiner Befreiung an Schwäche – er konnte keine Nahrung mehr aufnehmen. Am 5. Dezember 2006 wurden vor dem ehemaligen Kaufhaus fünf Stolpersteine für Leo, Selma, Erwin, Ruth und Manfred Rautenberg verlegt. Erwin Rautenberg verstarb am 23.Januar 2011 in seiner Heimatstadt Los Angeles. Foto: wa