Abgesoffen im Weihnachtshochwasser und hängengelassen von der Stadt | Schaumburger Wochenblatt

Abgesoffen im Weihnachtshochwasser und hängengelassen von der Stadt

Hier, so Zech, sollte eigentlich die Flutmulde ihren Dienst tun. Was zu sehen ist: Starker Bewuchs durch Brombeerbüsche und auch Bäume stehen im Durchfluss. Die gelbe Linie markiert den Hochwasserstand von Dezember 2023. (Foto: ste)
Hier, so Zech, sollte eigentlich die Flutmulde ihren Dienst tun. Was zu sehen ist: Starker Bewuchs durch Brombeerbüsche und auch Bäume stehen im Durchfluss. Die gelbe Linie markiert den Hochwasserstand von Dezember 2023. (Foto: ste)
Hier, so Zech, sollte eigentlich die Flutmulde ihren Dienst tun. Was zu sehen ist: Starker Bewuchs durch Brombeerbüsche und auch Bäume stehen im Durchfluss. Die gelbe Linie markiert den Hochwasserstand von Dezember 2023. (Foto: ste)
Hier, so Zech, sollte eigentlich die Flutmulde ihren Dienst tun. Was zu sehen ist: Starker Bewuchs durch Brombeerbüsche und auch Bäume stehen im Durchfluss. Die gelbe Linie markiert den Hochwasserstand von Dezember 2023. (Foto: ste)
Hier, so Zech, sollte eigentlich die Flutmulde ihren Dienst tun. Was zu sehen ist: Starker Bewuchs durch Brombeerbüsche und auch Bäume stehen im Durchfluss. Die gelbe Linie markiert den Hochwasserstand von Dezember 2023. (Foto: ste)

Eigentlich ist Eike Zech von der gleichnamigen Gärtnerei im Gräbeweg ein Gemütsmensch. Seine Kernkompetenz liegt in der Aufzucht und Pflege von Gemüse-, Zier- und Blühpflanzen. Da setzt er ganz auf einen möglichst chemiefreien Anbau mit Hilfe von zahlreichen Insekten gegen Schadbefall. Und das lief in den vergangenen Jahren prächtig. Besonders seine umfangreiche Tomatenauswahl begeisterte die Kunden und wer mit Zech ins Gespräch kommt, stellt die Leidenschaft fest, mit der er seinen Beruf lebt. Doch wenn es um das Weihnachtshochwasser in Rinteln geht, dann schwillt ihm die Halsschlagader auf den doppelten Umfang an, denn für die Schäden, die in seinem Betrieb durch Überflutungen entstanden sind, macht er die Stadt Rinteln mitverantwortlich. Hintergrund ist, dass nach seiner Meinung die an seinem Grundstück vorbeilaufende Flutmulde von der Stadt Rinteln nicht ordnungsgemäß von Bewuchs wie Brombeerbüsche und Bäume freigehalten wurde und so durch Treibgut ein Rückstau entstand, der innerhalb kürzester Zeit große Teile seiner Gärtnerei überflutete. 1995 habe die Flutmulde bei gleichem Hochwassserstand noch ihre Arbeit getan, ohne dass die Gärtnerei nasse Füße bekommen habe.

Angemahnt, doch nichts passiert

Seit Jahren habe er deshalb die Stadt darüber informiert, dass die Flutmulde ausgebaggert werden müsse und der Bewuchs bei Hochwasser gefährlich sei. Getan, so Zech, habe sich allerdings so gut wie nichts. Reine Kosmetik sei im vorderen Bereich der Flutmulde durch den Bauhof vorgenommen worden, den großen Rundumschlag zur Verbesserung der Durchflusssituation habe es nicht gegeben. Deshalb hat sich Zech jetzt zur Wahrung seiner Interessen Rechtsanwalt Roman von Alvensleben aus Hameln genommen, um seine möglichen Ansprüche gegenüber der Stadt durchzusetzen. An einem Rechtsstreit, so geht es aus den Akten hervor, die dem Schaumburger Wochenblatt exklusiv vorliegen, ist weder Zech noch seinem Anwalt gelegen. Und auch die Stadt Rinteln mit ihrem Stadtjuristen Jan Boße signalisierte in einem Schreiben an den Verfahrensbeteiligten, dass ein „streitiges Verfahren“ von der Stadt aus grundsätzlich nicht gewünscht sei und man die Schadensersatzforderungen vorsorglich dem Kommunalen Schadensausgleich gemeldet habe.

Antragsteller muss mit „Überflutungen” rechnen

Doch in der Sache wird man sich offensichtlich nicht einig, denn während Zech und sein Rechtsanwalt darauf drängen, dass zur Schadensminimierung ein möglichst schneller Abschlag in fünfstelliger Höhe von der Stadt gezahlt werden soll, verweist die Stadt darauf, dass noch keine belastbaren Zahlen des Schadens vorliegen und zudem der Antragsteller „…mit einer Überflutung des Grundstücks rechnen müsse und verpflichtet sei, Folientunnel durchlässig zu gestalten!“ Während also Zech und von Alvensleben von einer kausalen Pflichtverletzung der Stadt bei der Räumung der Flutmulde ausgehen, die zum Schadensereignis in der Gärtnerei führte, sieht die Stadt kein eigenes Versäumnis. Stadtjurist Jan Boße gibt gegenüber dem Schaumburger Wochenblatt an, dass die Stadt zum einen eine detaillierte Schadensaufstellung benötige, bevor sie öffentliche Mittel für einen Schadensausgleich zahle, zum anderen hätte die Gärtnerei auch eigene Verpflichtungen zur Minimierung des Schadens einzuhalten, die es zu prüfen gelte. In der Frage der Pflege der Flutmulde will sich Boße nicht weiter einlassen. Das müsse gutachterlicht geklärt werden. Fakt ist, dass augenscheinlich (SW berichtet) die Flutmulde stark bewachsen ist mit Brombeerbüschen. Unbestritten dürfte auch für Laien erkennbar sein, dass der Bewuchs in Verbindung mit Treibgut den Durchfluss des Wassers zumindest hemmte und es so zu einem Rückstau kam. Wie hoch das Weserhochwasser ohne diesen Rückstau im Bereich der Gärtnerei gestiegen wäre und wie viele Zentimeter durch den gehinderten Abfluss der Flutmulde dazukamen, das können nur Gutachter klären. Und die kosten Geld und Zeit, wie Roman von Alvensleben gegenüber der Stadt auch argumentierte. Neben dem Geld ist es besonders die Zeit, die der Gärtnerei fehlt, denn die Saison startet und es muss weitergehen mit dem Verkauf der Waren im Frühjahr (Start ist am 1. März). Und auch bei den Gutachten gibt es zwei Möglichkeiten, mit denen gearbeitet werden kann. Die „große Lösung“ über das Büro „Stadt Land Fluss“ würde geschätzt vier Wochen in Anspruch nehmen und etwa 10.000 Euro kosten. Anhand von Modellrechnungen könnte dann genau festgestellt werden, welche Stauwirkung die Flutmulde durch den Bewuchs entfaltete. Die reine Auswertung von Bestandsdaten als „kleine Lösung“ wäre deutlich günstiger und schneller. Eine von Rechtsanwalt von Alvensleben an die Stadt gesetzte Frist für eine gütliche Einigung ist am 19. Februar verstrichen. Jetzt wird Zech gegen die Stadt klagen, mit allen Nachteilen auch für seinen Betrieb, denn eine solche Klage kann Jahre dauern und bis zu einem möglichen Schadensausgleich braucht die Gärtnerei nun einen langen Atem. Übrigens: Auch Anthony Lee klagt über das seiner Meinung nach „..unsägliche Nichtstun“ der Stadt in Sachen Wasserversorgung seines Fischteiches. Auch hier waren Unterhaltungsmaßnahmen möglicherweise der Grund, warum seine Fische im Teich alle bäuchlings nach oben schwammen. Nach seiner Meinung wäre es ein leichtes, aus einem Fanggitter im Zulauf einige Stäbe herauszunehmen, so dass immer genügend Wasser fließen kann. So kam es jetzt zu einem Fischsterben im Teich, weil nicht ausreichend Frischwasser nachgeführt werden konnte, da die Fanggitter verschmutzt und nicht mehr durchlässig waren.


Sonja und Stephan Weichert
Sonja und Stephan Weichert

Freie Journalisten

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