Die Mitwirkenden definierten die vielen Leerstände und wenig attraktiven Einkaufsmöglichkeiten als die entscheidenden Schwächen ihrer Obernkirchener Innenstadt. Die Grundversorgung sei nicht sichergestellt, Fachgeschäfte kaum vorhanden, lautete der Tenor. Hinzu kämen ungepflegte Flächen. Diese Defizite würden dazu führen, dass viele Bürger eine negative Einstellung gegenüber ihrer Stadt entwickelt hätten.
Dabei zeigte sich bei der Sammlung der Stärken, dass die Innenstadt durchaus einiges zu bieten hat. Dazu zählten die Teilnehmer vor allem die vielen historischen Gebäude und daraus folgend ein potentiell reizvolles Wohn- und Einkaufsambiente. Hinzu kamen die Stichworte „kurze Wege” und „ruhige Atmosphäre” sowie, bezogen auf die gesamte Stadt, das große ehrenamtliche Engagement und das vielfältige Kultur- und Freizeitangebot. Bei der Analyse der Chancen und Risiken stellten die Anwesenden den drohenden Verlust von Arbeitsplätzen und sinkende Einwohnerzahlen als Probleme heraus. Stillstand in der Innenstadtentwicklung sei gleichbedeutend mit Rückschritt, eine weitere Verschlechterung der Nahversorgung würde die Attraktivität noch mehr senken. Das Projekt Rösertor sahen die Anwesenden als Chance und Risiko gleichermaßen. Gelinge die Anbindung an die Innenstadt, führe dies zu positiven Effekten. Wenn nicht, sei ein Fortschreiten des Käuferabflusses und ein langsames Ausbluten der City unvermeidlich. Chancen ergäben sich, wenn es gelänge, der Innenstadt ein Profil zu geben, dass sich deutlich von den einwohnerstärkeren Nachbarkommunen abhebt. „Anders sein als andere”, lautete das Stichwort. In der Belebung des Tourismus lägen Chancen, ebenso in der Einstellung auf die Bedürfnisse gerade älterer Menschen. Letztlich würden die zahlreichen Leerständen auch günstige Möglichkeiten zur Neuansiedlung von Geschäften bieten. Steigende Transportkosten ließen erwarten, dass in Zukunft die Versorgung im Nahbereich wieder an Bedeutung gewinne.
Die Veranstaltungsteilnehmer hatten in Kleingruppen Stichworte gesammelt, um die vorhandene Situation in der Innenstadt zu beschreiben. Später trugen sie die Ergebnisse zusammen. Der Diplom-Geograph Benno Trütken vom Büro für Beteiligungsverfahren aus Fürstenau moderierte und organisierte die Veranstaltung. Eingeladen waren Bewohner und Geschäftsleute der Innenstadt, 16 waren ins Gemeindezentrum gekommen.
Trütken erläuterte, dass es Ziel des Verfahrens sei, die Obernkirchener Bürger in die Gestaltung der Innenstadt einzubinden. Dabei werde bewusst darauf verzichtet, dass Fachleute den Teilnehmern fertige Konzepte vorstellen. „Experten sind häufig professionelle Bedenkenträger”, hielt er fest. Rat und Projektgruppe Stadtmarketing hätten sich für ein Verfahren entschieden, in dem die Bürger unabhängig von solchen Experten Ideen für die Zukunft ihrer Innenstadt entwickeln. Die Ergebnisse würden dann später Fachleuten und Verwaltung als Grundlage zur Erstellung ihrer Konzepte dienen. Derartige Prozesse hätten in vielen Kommunen zu guten Resultaten geführt, hielt Trütken fest.
Einige Teilnehmer zeigten sich von der geringen Beteiligung enttäuscht. „Bringen sie am Sonnabend ihren Nachbarn mit”, warb Trütken für die Folgeveranstaltung.
Sie soll am heutigen Sonnabend um 13.15 Uhr im Gemeindezentrum „Rote Schule” beginnen. Eingeladen sind wieder die Innenstadtanlieger. Sie sollen dann Visionen und Vorschläge entwickeln, wie die Innenstadt in Zukunft aussehen soll und welche Schritte eingeleitet werden müssen, um diese zu verwirklichen.
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