Die Verletzung von Enke war aber nur eine von drei bemerkenswerten Szenen. Schon vor der Partie flogen Hüte auf den Platz. 3000 mitgereiste Fans forderten lauthals die Trainer-Entlassung von Dieter Hecking. Die Spieler taten ihr übriges um den Verein im nationalen Fokus zu behalten. Nach dem 2:1 flitzte Torschütze Sergio Pinto zur Bank. Dort flog ihm das Tarnbat-Trikot entgegen. Pinot breite es auf dem Platz aus, eine Spielertraube kniete nieder und wie auf einen Gebetsteppich warfen sich die Spieler dreimal gen München zu Boden. Ein Abschiedsgruß für Michael Tarnat sollte es sein - nicht mehr und nicht weniger. „Die Sache mit dem Tarnat-Trikot hat nichts mit dem Trainer zu tun. Das war allein für Tanne”, so Pinto. „Das war ein Dankeschön für die zwei schönen Jahre, die ich mit ihm hier verbracht habe. Er war immer positiv eingestellt, hat uns immer motiviert und Tipps gegeben. Das war das Dankeschön dafür.” Vor dem Hintergrund der unwürdigen Trennung vom Fußballoldie konnte diese Geste aber auch leicht als Affront gegen Trainer und Klub missverstanden werden. Diese Szene unterstrich die Ansicht von 96-Boss Martin Kind: „Wir haben erstmalig eine sportlich zufriedenstellende Situation, aber eine negative öffentliche Wahrnehmung.”
Und so begann die Partie auch gleich mit einer ganz bitteren Szene. Bereits in der zweiten Minute grätschte Mario Eggimann eine Hereingabe von Kirch ins eigene Tor. Doch die Roten rappeln sich. Im 4-4-2-System sorgen die Angreifer für Gefahr. In der 57. fliegt Jiri Stajner in eine Flanke von Vinicius und markiert das 1:1. Dann folgt ein Treffer für die Geschichtsbücher der Bundesliga. Pinto markiert das 1000. Bundesligator von 96 nach einem Doppelpaß mit Jan Schlaudraff (84.). Nur drei Minuten später hatte Mike Hanke noch eine ganz dicke Chance. Doch freistehend hebt er den Ball über das Tor.
In der Schlussminute kassierten die Roten dann noch den unnötigen Ausgleichstreffer durch Artur Wichnarek. 96-Verteidiger Christian Schulz bilanzierte: „Wir wollten die Saison natürlich mit einem Sieg beenden. Das wäre noch einmal ein gutes Gefühl für den Urlaub gewesen.
Gerade in den letzten 20 Minuten merkte man, dass die Bielefelder nicht mehr konnten. Da hätten wir noch ein drittes Tor machen können. Stattdessen gibt es den Ausgleichstreffer. Das ist natürlich bitter.”