Das Management hat angekündigt, im Rahmen des Ende 2010 abgeschlossenen Interessenausgleichs und Sozialplans weitere 31 Entlassungen im Bereich des Produktionswerkes in den nächsten Tagen vornehmen zu wollen. Anfang des Jahres wurden bereits 40 betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen. Die Werkleitung bestätigte in der Betriebsversammlung, dass Faurecia – trotz der teilweise verbesserten Auslastung - an der für 2011 geplanten Anzahl von insgesamt 100 Entlassungen festhalten wolle. Die Geschäftsführung blieb ohne nähere Begründung der Betriebsversammlung fern. Dass nicht einmal der für das Personal verantwortliche Arbeitsdirektor sich hier den Fragen der Belegschaft stelle, sei der Situation nicht angemessen, so Thorsten Gröger, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Nienburg-Stadthagen. In diesem Zusammenhang machte auch der Betriebsratsvorsitzende Fred Hartmann seiner Verärgerung über die mangelnde Mitarbeit der Geschäftsführung in den Projektgruppen zur Zukunft des Werkes Luft: „Beim Abschluss von Interessenausgleich und Sozialplan wurde der Belegschaft versprochen, die Zukunftsprojekte hätten höchste Priorität. Davon merken wir jetzt nichts mehr”. Auf Nachfrage bestätigte der Werkleiter, Dr. Thomas Heidemann, dass Faurecia die in der Produktion befindlichen Aufträge nicht vorzeitig aus Stadthagen abgezogen würden, sondern wie geplant bis zum jeweiligen Produktauslauf in Stadthagen verblieben. Mit Blick auf zukünftige Neuaufträge machte er der Belegschaft jedoch wenig Hoffnung. Für den einzigen aktuell in Rede stehenden Auftrag – Sitzfertigung für den Volkswagen Amarok – rechne sich Faurecia keine guten Chancen aus, den Zuschlag für diesen Auftrag zu bekommen. Auf Kritik in der Versammlung stieß auch die Vorgehensweise der Unternehmensleitung bei den bevorstehenden Entlassungen. So wurden die voraussichtlich von den Entlassungen betroffenen Mitarbeiter in der letzten Woche schriftlich um Stellungnahme gebeten, ob sie möglicherweise bereit wären, frei werdende Arbeitsplätze an Nienburg-Stadthagen anderen Faurecia Standorten anzunehmen. Zu Verärgerung führte in diesem Zusammenhang, dass in der Liste der Standorte unter anderem auch das Faurecia Werk in Geiselhöring aufgeführt wurde. Faurecia hatte erst kürzlich die voraussichtliche Schließung dieses Standortes mit rund 560 Beschäftigten bekannt gegeben. Daran erkenne man, dass es mit der Ernsthaftigkeit von alternativen Arbeitsplatzangeboten nicht weit her sei. So gehe man mit Menschen, deren berufliche Existenz akut bedroht ist nicht um, so Jürgen Bittner, Vertrauenskörperleiter und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender. Zum Hintergrund: Aufgrund der unternehmerischen Entscheidung des Faurecia Managements wurden in Stadthagen schon seit längerem keine neuen Produktionsaufträge platziert. Neuanläufe wurden vornehmlich in Osteuropäischen Faurecia Werken vorgenommen. Die aktuell in Stadthagen in der Produktion ansässigen Aufträge befinden sich überwiegend bereits in der Auslaufkurve. Ende 2010 wurde ein Interessenausgleich und Sozialplan abgeschlossen, welcher für das Jahr 2011 einen Personalabbau im Produktionswerk um 100 Beschäftigte auf dann noch gut 200 Beschäftigte vorsieht. Der Interessenausgleich sieht ebenfalls die Einrichtung von Projektgruppen zur Zukunft des Werkes vor, in welchen Arbeitgeber und Betriebsrat gemeinsam Themenfelder bearbeiten sollten, welche Beschäftigung für die Zukunft sichern könnten.