Dieser kleine Teil Stadthäger Geschichte gehört neu verfasst. Stadtarchivar Adolf Tatje wollte es genauer wissen und hat mit Einverständnis der Stadt und in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für angewandte Geophysik eine kleine Probe des Knochens untersuchen lassen. Zudem wurde der anerkannte Walforscher Klaus Barthelmess hinzugezogen. Die Fachleute ermittelten durch verschiedene Verfahren das Alter des Knochens und kamen auf rund 500 Jahre. Somit befand man sich in der Zeit um 1500, womit die Geschichte der heimkehrenden Walfänger nicht mehr haltbar war. Denn der Walfang begann erst 1611 von England aus und erreichte später das europäische Festland.
Es handelt sich auch nicht um eine Walfischrippe, oder besser Walrippe. Anhand von Fotos und genauen Maßen diagnostizierte Walforscher Klaus Barthelmess den Knochen als Unterkieferast eines Bartenwals. Diese stranden seit Jahrhunderten in der Nordsee und mitunter auch an der Ostsee.
„Demonstrativ große Walknochen von Strandungen wurden seit dem Mittelalter als diplomatische Geschenke von den Fürsten küstennaher Kleinstaaten ins Binnenland versandt, wo sie als Hierozoika (Zeugnisse der durch die Bibel geheiligten Tierwelt) an Gebäuden der kirchlichen und weltlichen Herrschaft gehängt wurden”, schrieb Klaus Barthelmess an Adolf Tatje. Diese Aussage des Walforschers wird durch die vielen und andauernden Verbindungen der Schaumburger Grafen zu Schleswig und Holstein untermauert.
„Weitergehende Untersuchungen konnte Klaus Barthelmess, der großes Interesse am Stadthäger Walknochen hatte, nicht mehr vornehmen. „Er verstarb sehr überraschend im Februar diesen Jahres”, bedauerte Adolf Tatje im Kreis von Forschern, Historikern und Vertretern der Stadt. Man war sich jedoch einig, den Vorschlag einer Konservierung des Knochens von Klaus Barthelmess aufzunehmen und weiter zu verfolgen.
„Der Stadthäger Walknochen ist mit seinem Alter von etwa 500 Jahren durchaus bedeutsam. In fast 1.000 Orten Europas sind über 1.500 Walknochenmonumente dokumentiert und nur wenige Dutzend sind älter als 300 Jahre”, führte der Walforscher aus. Foto: wtz